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Geretsried: Die Architektur von Petruskirche und Versöhnungskirche - Merkur.de

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Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde hat zwei Gotteshäuser in Geretsried. Ihre Architektur ist außergewöhnlich. Das ist ihre Geschichte.

  • Seit 60 Jahren gibt es die Petruskirche, seit 50 Jahren die Versöhnungskirche
  • Beide hat der Architekt Franz Lichtblau entworfen
  • Die Gebäude sind gut durchdacht

Geretsried – Nicht nur die Stadt Geretsried befindet sich im Jubiläumsjahr: Auch die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde hat doppelten Grund zum Feiern. Die Petruskirche gibt es seit 60 Jahren, die Versöhnungskirche seit 50 Jahren. Anlass, einen Blick auf die interessante Architektur der beiden Gotteshäuser zu werfen.

Laut Geretsrieder Heimatbuch wurde der erste evangelische Gottesdienst bereits im Mai 1945 abgehalten. Viele der Heimatvertriebenen, die hier ankamen, waren Protestanten. Fast alle Siebenbürger Sachsen zum Beispiel gehörten der evangelisch-lutherischen Kirche des Augsburger Bekenntnisses an. Die zahlenmäßig größte Gruppe mit dem stärksten Zusammenhalt waren jedoch die Flüchtlinge und Ausgewiesenen aus Pusztavám in Ungarn. Ende 1950 zählte die evangelische Gemeinde bereits 400 Mitglieder. Bis 1960 feierten sie ihre Gottesdienste in der kargen Bunkerkirche an der Jahnstraße, dem heutigen TuS-Vereinsheim.

Kunsthistorikerin Dr. Elisabeth Anton

© Sabine Hermsdorf-Hiss

Im Dezember 1958 beauftragte der Kirchenvorstand von Wolfratshausen – er war damals zuständig – den jungen Münchner Architekten Franz Lichtblau mit der Errichtung einer Kirche im Zentrum Geretsrieds. Schon vor Baubeginn stand der Name Petruskirche fest, „weil uns am Jünger Petrus Stärke, Schwäche und Auftrag der Gemeinde Jesu auf Erden besonders werden“, heißt es in der Chronik des damaligen Pfarrers Heinrich Samhammer. Architekt Lichtblau entwarf laut Dr. Elisabeth Anton von der Kirchengemeinde einen sogenannten „gerichteten Zentralraum“, der nach vorne zum Altarraum etwas ansteigt. Mit seinem nach innen offenen Dachraum soll er an ein Zelt für das „wandernde Gottesvolk“ erinnern. Die Kunsthistorikerin: „Das passt auch zur Erfahrung von Flucht und Vertreibung, die die Gemeindemitglieder selbst erlebt haben.“

Ganz schön schnell: Nur sechs Monate dauerte es von der Grundsteinlegung bis zur Einweihung der Petruskirche im Oktober 1960.

©  evangelische Kirchengemeinde

Der Neubau wurde sehr schnell errichtet. Von der Grundsteinlegung im Mai dauerte es nur wenige Monate, bis die Kirche am 30. Oktober 1960 eingeweiht wurde. Den Kirchturm stellte der Architekt separat vom Baukörper des Gotteshauses. „Dies hatte vor allem statische Gründe“, erklärt die Geretsriederin. Ein Mosaik im Turm nennt den Namen Petruskirche und zeigt Petrus mit einem Netz voller Fische als „Menschenfischer“. Das Bronzeportal des Münchner Künstlers Rolf Nida-Rümelin zeigt stilisierte Szenen von dem verleugnenden Petrus mit dem Hahn und dem von Jesus angenommenen Apostel mit den Schafen.

Fresko stammt von Maler Hubert Distler

Auch im Inneren der Kirche trifft man auf den Mann aus Galiläa: Die Altarwand füllt ein großes Fresko des Malers Hubert Distler aus. „Hier stellt der Künstler drei Szenen dar“, so die 74-Jährige. „Den versinkenden und den verleugnenden Jünger Jesu, dazu auf der linken Seite Petrus, der die Abendmahlsgemeinschaft in Antiochia bricht. Judenchristen und Heidenchristen stehen sich als getrennte Gruppen gegenüber, jeder hat ihren eigenen Abendmahlskelch.“

Die Petrusszenen füllen den Querbalken eines großen Kreuzes, das sich über die gesamte Altarwand erstreckt. Vor dem Kreuz, aus der Mitte gerückt und von einem lichten Kreis umgeben, steht der auferstandene Christus mit ausgebreiteten Armen. Auch die Inschriften auf den fünf Glocken beziehen sich auf Petrus. Der Taufstein und die kleine Glocke sind laut Heimatbuch als einzige Ausstattungsstücke aus der alten Bunkerkirche in das neue Gotteshaus mitgenommen worden.

Orgel muss saniert werden

Auf der Empore wurde 1964 eine kleine Orgel aufgestellt, die 1986 erweitert wurde. Die dringend notwendige Sanierung des Instruments soll noch in diesem Sommer erfolgen. Bald nach dem Kirchenbau wurden in den folgenden Jahren das Pfarrhaus, das Gemeindehaus und der Kindergarten errichtet.

Wabe an Wabe: Die Versöhnungskirche hat einen eigenwilligen Grundriss.

© evangelische Kirchengemeinde

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Ein paar Jahre später sollte auch für die Gemeindemitglieder im Süden Geretsrieds ein Gotteshaus gebaut werden – ebenfalls nach einer Idee von Architekt Lichtblau, der 2019 im Alter von 91 Jahren verstorben ist. „Dieser entwarf einen neuartigen Kirchenkomplex mit Modellcharakter aus Fertigteilen“, berichtet das langjährige ehemalige Kirchenvorstandsmitglied. Das Gebäude sollte aus sechseckigen „Waben“ gebildet werden mit einem zentralen Andachtsraum sowie Räumen für die Gruppenarbeit. Von den ursprünglich vorgesehenen 21 Elementen genehmigte die Landeskirche allerdings nur sechs für den ersten Ausbau. Eingeweiht wurde das Gotteshaus am 21. Juni 1970.

Holzschindel an Holzschindel: So sieht die Versöhnungskirche am Chamalièresplatz von außen aus. Dreimal im Monat wird hier ein Gottesdienst gefeiert.

© Sabine Hermsdorf-Hiss

Künstler Hubert Distler blieb den Gläubigen ebenfalls treu. Er gestaltete für den Innenraum ein hölzernes Relief zum Thema Versöhnung. Es umgibt den sechseckigen erhöhten Altarraum. Dargestellt sind Szenen aus dem Gleichnis des Verlorenen Sohnes. „Aus Kostengründen konnte nur eine kleine elektronische Orgel angeschafft werden“, berichtet Anton. Erst im Jahr 1996 wurde sie durch ein besseres Instrument ersetzt.

„Nach anfänglichen Vorbehalten“ werde die kleine Kirche inzwischen „von vielen Menschen als schöner sakraler Raum empfunden“, sagt die gebürtige Bielefelderin. Dreimal im Monat wird dort ein Gottesdienst gefeiert. Es finden Trauungen und viele Taufen statt, außerdem gibt es meditative Angebote.

nej

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August 29, 2020 at 05:00PM
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