Brüssel Christoph Kohlbecker baute über Jahrzehnte bis Anfang der 2000er-Jahre fast alle Produktionsanlagen des Stuttgarter Autokonzerns Daimler, darunter die Werke in Rastatt, Bremen und Wörth am Rhein. Der Unternehmer und Architekt errichtete aber auch Anlagen für Audi, IBM oder Heidelberger Druckmaschinen. Nun ist der langjährige Honorarprofessor der Universität Karlsruhe im Alter von 85 Jahren gestorben, wie am Mittwoch bekannt wurde.
Kohlbecker zählte zu den Pionieren der Industriearchitektur der boomenden Bundesrepublik. Einer größeren Öffentlichkeit wurde er durch seine Zusammenarbeit mit seinem italienischen Kollegen Renzo Piano bekannt. Zwischen 1994 und 1997 leitete er die Planung und Ausführung des Potsdamer Platzes in Berlin und führte seine Söhne Matthias (55) sowie Florian (47) in die Firma ein.
Heute führt Sohn Matthias Kohlbecker das Familienunternehmen in dritter Generation. Sein jüngerer Bruder Florian ist Chef der dazugehörigen Holding.
Das Bauen war Christoph Kohlbecker in die Wiege gelegt. Sein Großvater war Ziegeleibesitzer und sein Vater erfolgreicher Architekt, der unter anderem die Volkswagen-Werke in Wolfsburg mitgeplant hatte. Nach dem Studium zwischen 1954 und 1959 an der Technischen Hochschule in Karlsruhe trat Christoph Kohlbecker in das väterliche Architekturbüro ein.
Gemeinsam gründeten Vater und Sohn die Kohlbecker Gesamtplan GmbH in Gaggenau mit insgesamt 190 Mitarbeiter am Stammsitz, in München, Köln und Berlin. Im Jahr 2007 überließ er dann seinen Söhnen Matthias und Florian das operative Geschäft. Bis kurz vor seinem Tod blieb der Unternehmer ein gefragter und wichtiger Ratgeber.
Der Industriearchitekt war seit 2010 Ehrenbürger von Gaggenau. In seiner Heimatstadt baute er unter anderen das Ausbildungszentrum des Mercedes-Werks. In der deutschen Wirtschaft war er gut vernetzt. Zu seinen Freunden zählten der frühere baden-württembergische Minister Thomas Schäuble und die ehemaligen Daimler-Vorstände Helmut Petri und Klaus-Dieter Vöhringer
Christoph Kohlbecker sind die Erfolge des Familienunternehmens bei der Planung der Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi, die Werke und Produktionsgebäude für Autohersteller von Mercedes über Porsche, BMW, Audi und Kia bis zu Jaguar Land Rover zu verdanken.
Früh hat er auf Digitalisierung gesetzt. „Wir als Familie, aber auch das Team Kohlbecker stehen in seinen großen Fußstapfen und können dank seiner Tugenden auch in der Coronakrise mit digitalem Vorsprung bislang erfolgreich bestehen“, sagte Sohn Matthias Kohlbecker dem Handelsblatt. Fleiß, Zuverlässigkeit und Bodenständigkeit würden als DNA des Familienunternehmens weiter gepflegt.
Unvergessen ist, dass Christoph Kohlbecker stets seine Uhr fünf Minuten zu früh einstellte, um der Zeit voraus zu sein. Derzeit ist das Familienunternehmen an der Planung des neuen Tesla-Werks in der Nähe von Berlin maßgeblich beteiligt und baut den Pro-Sieben-Sat-1-Campus in Unterföhring. Die Fertigstellung dieser wichtigen Projekte kann Christoph Kohlbecker nun nicht mehr erleben.
Mehr: Der Tesla-Effekt: Experten erwarten von Gigafactory Signalwirkung für andere Projekte.
August 26, 2020 at 08:04PM
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Industriearchitektur: Legendärer Daimler-Architekt Christoph Kohlbecker ist gestorben - Handelsblatt
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