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Dortmunder Spieler nach dem 2:2 gegen Hoffenheim
Foto: Lars Baron / Getty ImagesElf Sekunden dauerte der Clip nur, und die ersten sieben davon waren auch noch belanglos. Erling Haaland merkte an, dass Borussia Dortmund gegen die TSG Hoffenheim gewinnen wollte und er enttäuscht sei, es nicht geschafft zu haben. »Hoffentlich ist jeder andere genauso enttäuscht wie ich«, fügte der Stürmer des BVB dann noch an, und diese vier Sekunden haben es in sich.
Haaland ist bekannt für seinen Ehrgeiz. Wenn er auf einer Skala die 100 darstellt, sollte auch die 85 noch als akzeptabel für Fußballprofis durchgehen. Bei manchen Spielern von Borussia Dortmund besteht aber schon länger der Verdacht, dass sie nur bei knapp 60 sind. Gewinnen wäre schön, wenn nicht: Es gibt auch noch ein nächstes Spiel, wird schon.
Hoffenheim war gefährlicher
Mats Hummels sagte nach dem 2:2 gegen Hoffenheim viele Sätze, die zu einer solchen Einstellung passen. Etwa: »Ich bin immer noch der Meinung, dass wir auf dem Weg der Besserung sind.« Oder: »Wir arbeiten hart an uns, und ich hoffe, dass wir uns die Belohnung in Form von richtig guten Spielen abholen, weil aktuell zeigen wir ein anderes Gesicht als im Training.« Nun gilt aber auch Hummels als extrem ehrgeizig, manchen Kollegen soll er damit sogar schon auf den Nerv gegangen sein.
Hummels sah den BVB also »auf dem Weg der Besserung«. Das war zumindest eine mutige Meinung, denn die TSG war besser, hatte doppelt so viele Torschüsse wie die Dortmunder, doppelt so viele Schüsse, die auch aufs Tor kamen, und mehr gute Torchancen.
Die Einschätzung des Innenverteidigers, dem wie seinem Nebenmann Manuel Akanji gruselige Fehler unterliefen, war eventuell auch ein wenig präventiv, um die Diskussion um den Trainer leise zu halten. Edin Terzić, Nachfolger des im Dezember beurlaubten Lucien Favre, holte nun aus zehn Bundesligaspielen nur 14 Punkte. Das ist sehr mager, zumal die Fortschritte, die Hummels sieht, durch Rückschritte in den Hintergrund geraten. Der BVB erlaubt sich in der Defensive haarsträubende Fehler und schafft es vorne nur noch sehr selten, Haaland in aussichtsreicher Position zum Abschluss kommen zu lassen.
Läuft es am Sonntag schlecht für den BVB, wird er am kommenden Samstag mit sechs Punkten Rückstand auf den vierten Platz in das Revierderby gehen. Die Ausgangslage und die Gefahr, sich beim Tabellenletzten zu blamieren, lassen den FC Schalke 04 vielleicht sogar mit einem psychologischen Vorteil auflaufen.
Terzić ist durch die schlechte Punkteausbeute in die Defensive gedrängt, erfahrene Profis wie Hummels haben mit ihren Leistungen und seit ein paar Wochen auch immer wieder mit kleineren Verletzungen zu tun. Haaland ist in der Woche meistens still, Thomas Delaney verbrannt, nachdem er in der vergangenen Woche angemahnt hatte, die Mannschaft brauche eine »Scheißegal-Mentalität«, um sich von Rückschlägen nicht beeindrucken zu lassen.
Bliebe mit Marco Reus ein erfahrener Spieler, der auch noch die Kapitänsbinde trägt. Am Samstag wurde er erst nach knapp einer Stunde eingewechselt. Es sei in Ordnung und mit dem Trainer abgesprochen gewesen, zunächst auf der Bank zu sitzen. Schließlich steht vor dem Derby noch das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League beim FC Sevilla an (Mittwoch, 21 Uhr, Stream: Dazn, Liveticker: SPIEGEL.de).
Das klingt, als könne es sich der BVB leisten, gegen Hoffenheim den Kapitän zu schonen. Es klingt auch, als sei Reus einer für die großen Aufgaben. Aber das ist er schon lange nicht mehr gewesen. Sein Einfluss auf das Spiel ist gesunken, gegen die TSG gab er weder einen Torschuss ab noch setzte er einen Kollegen für einen in Szene.
Die vielen Verletzungen in der Vergangenheit haben ihm einiges von dem Tempo genommen, das ihn früher auszeichnete und so gefährlich für die Gegner machte.
Der Trainer macht niemanden besser
Der Kapitän schwimmt mit, wie auch Julian Brandt, wie die jüngeren Jadon Sancho und Giovanni Reyna. In nun fast zwei Monaten hat es Terzić noch nicht geschafft, zumindest einen aus diesem Quartett wieder auf sein Topniveau zu bringen. »Unter keinem Trainer der Welt ist nach zwei Wochen alles so, wie der Trainer es sich vorstellt«, nahm Hummels den zunehmend ratloser wirkenden Terzić in Schutz.
Nach dem 1:2 in Freiburg hatte er es tags darauf mit deutlichen Worten versucht an die, »die es gebraucht haben«. Die Wirkung verpuffte.
Champions League ist ein Muss
Es war auch ein Schuss Romantik dabei, als Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc den erst 38 Jahre alten Fußballlehrer zum Chef machten. Ein lockerer Typ, im Sauerland am Rand des Ruhrpotts geboren, als Kind schon BVB-Fan, sollte den Klub wieder in die Spur setzen und in die Champions League führen. Ersteres ist ausgeblieben, Zweiteres in höchster Gefahr.
Die wirtschaftlichen Folgen wären extrem, sollte die Champions League verpasst werden. Vermutlich müssten dann gleich mehrere junge und begehrte Spieler wie Haaland und Sancho verkauft werden.
Terzićs Plan klingt so wie die ersten sieben Sekunden von Haalands Clip: »Wir müssen weiter hart arbeiten und versuchen, es schnellstmöglich besser zu machen.« Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr.
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