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Harry und Meghan: Warum die Queen jetzt ihr Schweigen bricht - WELT

Nur 61 Worte lang ist das Statement, das Queen Elizabeth II. am Dienstagabend herausgeben ließ. Nicht einmal zwei Tage sind vergangen seit der Ausstrahlung des Interviews, das ihr Enkel Prinz Harry und dessen Frau Meghan der US-Moderatorin Oprah Winfrey gaben.

Doch die Wucht der Reaktion auf die Vorwürfe gegen das Königshaus, die in dem Gespräch laut wurden, wurde mit jeder Stunde heftiger. Ganz besonders die Bezichtigung des Rassismus ist explosiv. Ein Mitglied der Familie habe im Gespräch mit Harry die Frage aufgebracht, „wie dunkel“ die Hautfarbe ihres ungeborenen Kindes sein könnte, berichteten Harry und Meghan. Und dass daraus „Konsequenzen“ für dessen Status gezogen werden könnten.

Niemand im Königreich konnte sich der zunehmend aufgeheizten Debatte über angeblichen Rassismus im engsten Zirkel der Royals entziehen, auch die Politik nicht. Statt Fragen zur Pandemie zu stellen, drängten Reporter Premier Boris Johnson in einer Pressekonferenz zu einer Stellungnahme, wenn auch erfolglos. Der Justizminister wurde vorgeschickt, um im Namen der Regierung die Vorbildrolle der Queen zu betonen. Die prominente Labour-Abgeordnete Diane Abbott, einst erste farbige Parlamentarierin, rief das Königshaus „zur Reflexion“ auf.

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Dass Vertreter von Minderheitsorganisation und von „Black Lives Matter“ schwere Kritik an den Royals erhoben, mag die Queen noch mehr beunruhigt haben. Denn die Monarchin sieht sich als Oberhaupt aller Briten und vor allem des Commonwealth, in dem die Mehrzahl der Menschen keine weiße Hautfarbe hat.

Noch dazu besteht die Gefahr, dass die Windsors auch den Respekt unter den jungen Briten verlieren. Eine YouGov-Umfrage nach dem Interview ergab, dass 61 Prozent der 18- bis 24-Jährigen Meghan und Harry als unfair vom Königshaus behandelt sehen. Von den über 65-Jährigen sind es nur 15 Prozent.

Was die knappe Mitteilung der Queen verrät

Berichten des „Daily Telegraph“ zufolge hatten die Berater der Queen schon am Montag ein Statement vorbereitet. Die 94-Jährige blockierte dem Blatt zufolge aber dessen Veröffentlichung und wollte sich mehr Zeit nehmen. Das Ergebnis sind besagte drei Absätze, die eines genaueren Hinsehens wert sind:

„Die ganze Familie ist traurig darüber, den vollen Umfang der Probleme zu erfahren, die Harry und Meghan in den vergangenen Jahren hatten.“

Damit will die Familie eindeutig ihre Empathie bezeugen und dem Vorwurf begegnen, das von den beiden im Oprah-Interview geschilderte Leiden ignoriert zu haben oder jetzt zu ignorieren. Der Einschub „im vollen Umfang“ deutet darauf hin, dass sie etwas wussten, das Paar aber nie die Gänze ihrer Schwierigkeiten die Familie hatte wissen lassen.

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„Die angesprochenen Probleme, vor allem das des Rassismus, sind Besorgnis erregend.“

Das Königshaus versteht sehr genau die Bedeutung des Vorwurfs, dass es rassistische Vorkommnisse in den eigenen Reihen gegeben habe.

„Obwohl sich die Erinnerung an (diese Vorkommnisse) möglicherweise unterscheidet, werden diese (Vorkommnisse) sehr ernst genommen und von der Familie privat erörtert werden.“

Im zweiten Absatz kommt der Übergang in eine Verteidigungs-, wenn nicht Angriffsposition. Was Harry und Meghan im Interview gesagt haben, entspricht womöglich nicht dem, was die Gegenseite erinnert. Die Queen ist aber nicht bereit, das Thema künftig in irgendeiner Art in der Öffentlichkeit zu regeln. Es muss privat zwischen London und Kalifornien ausgetragen werden.

„Harry, Meghan und Archie werden immer geliebte Mitglieder der Familie sein.“

Eine Aussage, die in jedem Statement der Queen seit dem „Megxit“ vorkommt. Es heißt, dass dieses auf den Wunsch der Monarchin zurückgeht, ihre Zuneigung zum Enkel und seiner Familie unzweideutig öffentlich festzuhalten. Es soll keinesfalls der Eindruck entstehen, dass der Ausstieg aus „der Firma“ der Liebe zwischen Großmutter und Enkel Schaden zugefügt habe.

Wird das Statement ausreichen?

Trotz der Kürze ist dieses Dokument außergewöhnlich. Vielfach wird der Vergleich gezogen mit 1997, als die Queen erst nach Tagen zurück nach London kam, um mit ihren Untertanen die Trauer um die tote Diana öffentlich zu teilen. In der schnelllebigen Welt der sozialen Medien von heute und angesichts der Wucht der Reaktionen, welche die Sussexes ausgelöst haben, musste das Königshaus nun handeln.

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Die spannende Frage ist, ob dieses Statement reichen wird. Und ob die Windsors das Risiko in den Griff bekommen, dass immer mehr Menschen im Königreich und im Commonwealth Meghans und Harrys Narrativ übernehmen: dass die Institution zu weit weg von der Realität oder gar eine Quelle des Rassismus und der Diskriminierung ist.

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