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Presseschau: Harry und Meghan „sägen an dem Ast, auf dem sie selbst sitzen“ - WELT

Die britischen Medien waren sich bereits in der Nacht zum Montag sicher: Ein Paukenschlag sei erfolgt, mehr noch, eine „Bombe“ sei da detoniert, als der britische Prinz Harry und seine Ehefrau Meghan im US-TV zwei Stunden lang mit Talkerin Oprah Winfrey sprachen.

In dem Gespräch machten sie dem britischen Königshaus schwere Vorwürfe, angesprochen wurden Rassismus, Suizidgedanken und persönliche Enttäuschungen. All das passierte vor einem Millionenpublikum: In den USA schalteten zu Spitzenzeiten 17,1 Millionen Zuschauer den Sender CBS ein. Für Großbritannien, wo das Gespräch am Montagabend auf ITV lief, ist noch keine Quote bekannt.

Auch in Deutschland bewegt das Interview die Kommentatoren vieler Zeitungen. Einige von ihnen finden kritische Worte für das Paar, das sich als Opfer zu inszenieren versuchte.

„Frankfurter Allgemeine“: Kleine Staatsaffäre

Was Meghan dazu motivierte, diese halbanonymisierte Beschuldigung öffentlich zu machen, weiß nur sie selbst. Sie wird kalkuliert haben, welche Folgen sie nicht nur für das familiäre Binnenverhältnis hat, sondern für das Ansehen der Royals in der Welt. (…) Über Nacht hat sich eine familiäre Seifenoper in eine kleine Staatsaffäre verwandelt. Sogar Premierminister Boris Johnson sah sich zu der Erklärung veranlasst, dass es „in der britischen Gesellschaft keinen Platz für Rassismus gibt“ – also auch nicht in den Reihen der Königsfamilie, durfte man mitdenken. Die Labour Party forderte den Buckingham Palace sogar auf, die Vorwürfe (…) zu untersuchen. (…) In den nächsten Tagen wird man sehen, ob die Royals ihrer traditionellen Linie des „never complain, never explain“ (nie klagen, nie erklären) treu bleiben können.

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„Märkische Oderzeitung“: Naivität schützt nicht vor Schaden

Einige Vorwürfe, die Meghan in diesem Interview machte, sind leicht zu entkräften. Ihre Behauptung, dass ihr Sohn Archie nicht den Titel eines Prinzen bekam, sind nicht auf rassistische Vorurteile des Hofes zurückzuführen, sondern einfach darauf, dass dies bereits vor 100 Jahren von König Georg V. so bestimmt wurde. Wie Meghan freimütig bekannte, sei sie mit großer „Naivität“ in ihre neue Rolle als Kernmitglied der königlichen Familie gegangen. Aber Gutgläubigkeit schützt nicht vor persönlichem Schaden, wenn man, wie in ihrem Fall, nicht das Regelwerk der „Firma“ versteht, wie sich die königliche Familie selbstironisch definiert.

„Reutlinger General-Anzeiger“: Öffentliches Zerwürfnis

Muss man sich dafür interessieren, wenn der Briten-Prinz Harry und seine Ehefrau Meghan in aller Öffentlichkeit die dreckige Wäsche der Familie waschen? Natürlich nicht. Es gibt weit wichtigere Themen. Über den üblichen unterhaltsamen Klatsch und Tratsch aus der Welt des Adels allerdings geht das nun öffentlich besiegelte Zerwürfnis in der britischen Königsfamilie weit hinaus. Sie stellt mit Queen Elizabeth II. immerhin das Staatsoberhaupt Großbritanniens und einiger weiterer Staaten. Als Repräsentanten stehen die Queen und ihre Verwandtschaft in der Öffentlichkeit, die Briten sollen zu ihnen aufschauen können, sie haben eine Art Vorbildfunktion.

„Mitteldeutsche Zeitung“: Tiefpunkt einer traurigen Saga

Das Interview ist der vorläufige Tiefpunkt in dieser traurigen Saga um Meghan und Harry, die mit ihren Aussagen vermutlich kaum jemanden zum Meinungsumschwung animiert haben. Fans der Sussexes werden den beiden glauben, andere werden es als respektlos gegenüber der Monarchie empfinden. Fest steht: Harry und Meghan sägen an jenem Ast, auf dem sie selbst sitzen.

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„Ostfriesen-Zeitung“: Traurige Erkenntnis am Frauentag

Jeder hat seine Rolle – und die der Frauen stammt noch aus dem vorigen Jahrhundert. Das Leben der Queen besteht vor allem aus Pflichterfüllung und Selbstbeherrschung. Kate erfüllt immer brav ihre Rolle als Gemahlin und Mutter, und Camilla hat schon als heimliche Geliebte früh gelernt, wie man perfekt im Schatten steht. Auf diese lebenden Rollenklischees prallte Meghan – emanzipiert, eigenständig. Sie verkörpert ein modernes Frauenbild. Und was passiert? Sie wird zur Außenseiterin – und zur Schuldigen. Auch, dass viele Menschen ihr nicht glauben, egal was sie sagt, spricht Bände über uns als Gesellschaft. Frauen, die handeln, die Dinge beim Namen nennen und auch mal selbst durchaus forsch das Zepter schwingen, steht ein Großteil der Bürger immer noch skeptisch gegenüber. Eine traurige Erkenntnis am Frauentag 2021.

„Neue Osnabrücker Zeitung“: Modernisierung vertagt

Das britische Königshaus hat die Chance nicht genutzt, verknöcherte Traditionen sanft zu erneuern. Die Modernisierung der Monarchie ist vertagt. Stattdessen hat das Vereinigte Königreich einen neuen Skandal. Rassismus, Mobbing, Unmenschlichkeit – Herzog und Herzogin haben der „Firma“ den Rücken gekehrt, um dann aus sicherer Entfernung öffentlich schmutzige Wäsche zu waschen. Die Maschinerie, sich zu Opfern zu stilisieren, läuft auf Hochtouren. Wollen sie die Monarchie zum Einsturz bringen? Es wird ihnen nicht gelingen. Skandale gehören zur Monarchie wie das Salz zur Suppe. Als Biotop für Marotten ist die Monarchie prädestiniert für Intrigen, Ränkespiele und Tragödien. Gift und Galle waren schon immer die Kehrseite von Glanz und Gloria.

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„Hannoversche Allgemeine Zeitung“: Perfekte Unterhaltung

Prinz Harry und Herzogin Meghan haben zum Rundumschlag ausgeholt und ihre „Wahrheit“ dargelegt. Das Interview mit Oprah Winfrey fiel nicht nur deutlich explosiver aus, als die vorab veröffentlichten Clips erwarten ließen, sondern war schlichtweg vernichtend für den Palast. Man kann nur darüber staunen, wie schnell diese Schlammschlacht eskaliert ist. Es liegen keine drei Jahre zwischen der Märchenhochzeit im Mai 2018 und der Attacke des Paars auf den Palast und die britische Boulevardpresse. Zyniker mögen betonen, dass die Royals abermals das geliefert haben, was sie am besten können: perfekte Unterhaltung.

„Badische Neueste Nachrichten“: Ein gefährliches Spiel

Rassismus ist ein schwerwiegender Vorwurf, und die Debatte darüber ist wichtig. Richtig überraschend ist er im Zusammenhang mit dem britischen Königshaus allerdings nicht. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an die Bilder von Prinz Harry in NS-Uniform? Über Rassismus muss öffentlich gesprochen werden – unbedingt. Aber sicher nicht zwischen Hühnerstall und niedlichen Filmsequenzen, die die Familie am Strand zeigen. Sicher ist: Harry und Meghan ging es mit dem Interview nie darum, eine wichtige gesellschaftliche Debatte anzustoßen. Auch nicht um die Wahrheit über das Leben bei Hofe. Es ist der schnöde Versuch, eine Öffentlichkeit zu suchen, ohne die Deutungshoheit über das eigene Leben zu verlieren. Das ist ein gefährliches Spiel.

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„Passauer Neue Presse“: Selbst inszeniertes Medienereignis

Die Welt steht seit Tagen im Bann eines Interviews, das die Mehrheit der Menschen eigentlich gar nicht interessieren dürfte. Denn Monarchien und ihre Probleme spielen in den meisten Ländern dieser Erde keine Rolle. So widersprüchlich sind auch die Gefühle, die Prinz Harry und Herzogin Meghan mit ihren teils heftigen Vorwürfen gegen das britische Königshaus auslösen. Deckt hier ein geschundenes Paar im Gespräch mit Starmoderatorin Oprah Winfrey himmelschreiende Missstände zu Hofe auf? Oder verkauft sich dasselbe Paar in einem von vorn bis hinten inszenierten Medienereignis so geschickt, dass es mit seiner Mitleidsmasche davon ablenkt, worum es eigentlich geht: viel, viel Geld zu verdienen?

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