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Erinnerungen ans Spanien-Debakel:Löw bemüht dieselben nichtigen Plattitüden - n-tv NACHRICHTEN

Alles hinterfragen, die korrekten Hebel ansetzen, die richtigen Schlüsse ziehen: Die Rhetorik Joachim Löws nach dem Debakel gegen Nordmazedonien ist fast deckungsgleich mit seinen Worten nach der Spanien-Blamage. Gewinnbringende Schlussfolgerungen blieben seit November aber aus.

"Es war ein rabenschwarzer Tag, es hat gar nichts funktioniert", gab Joachim Löw konsterniert zu. "Körperspannung, Zweikampfverhalten, es hat nichts funktioniert. Weder Defensive noch Offensive, da kann man keinen ausnehmen. Wir sind riesig enttäuscht und sauer." Ziemlich bedröppelt schaute der Bundestrainer nach dieser Niederlage in die TV-Kameras. Mehr als verständlich waren seine harten Worte, denn die Niederlage war eine eklatante Blamage. Aber Löw richtete den Blick selbstkritisch nach vorn, gelobte Besserung: "Es ist unsere Aufgabe, dass wir das alles hinterfragen, auch uns selbst. Wenn ich sage, dass alles schlecht war, dann meine ich das auch so."

Die Aussagen des Bundestrainers stammen aus dem November 2020. Seine Mannschaft hatte gerade 0:6 gegen Spanien verloren. Nun setzte es wieder eine peinliche Niederlage. Ein 1:2 zu Hause in der WM-Qualifikation gegen Nordmazedonien. Den 65. der Weltrangliste. Der 99. der Weltrangliste, Armenien, hat die Tabellenführung in der deutschen Gruppe übernommen. Und die Worte und die Rhetorik Löws gleichen sich viel zu sehr mit denen aus dem November, als dass man noch Hoffnung auf wirkliche Besserung haben könnte.

"Wir werden alles noch einmal überprüfen", sagte Löw nach dem Nordmazedonien-Debakel. Sollte das nicht in den gut vier Monaten seit dem Spanien-Spiel bereits passiert sein? Was hat der Bundestrainer denn sonst in Sachen Aufarbeitung getrieben? Anscheinend hat er nicht die richtigen Schlüsse ziehen können. Denn nach einer starken Performance gegen Island und einer mittelmäßigen gegen Rumänien fielen gestern gegen die Südosteuropäer Körperspannung, Zweikampfverhalten und Tempospiel rapide ab.

Ersetze Mazedonier mit Spanier ...

Kaum Druck, kein Elan, schlechte und viel zu zögerliche Verwertung der wenigen Torchancen, Fehler hinten wie vorne: Mit dieser Leistung hätte es gegen einen höherklassigen Gegner wieder eine Klatsche gegeben. Löws Team fand schlichtweg kein Mittel gegen eine gut geordnete Defensive und spielte sich zu wenig Torchancen heraus, gab im ganzen Spiel nur zwei Schüsse auf das gegnerische Tor ab. Auch wackelte die Defensive fast wieder wie beim Spanien-Spiel: Bei beiden Gegentoren gegen Nordmazedonien gab es klare Abstimmungs- und Zuordnungsschwierigkeiten, Löws Umstellung auf die Dreierkette glückte nicht.

"Auf jeden Fall sind wir riesig enttäuscht nach der bitteren Niederlage", erklärte Löw also ein erneutes Mal kleinlaut. Auch die Erklärungsansätze deckten sich mit denen von vor gut vier Monaten: "Wir haben nicht so zu unserem Spiel gefunden"; gegen Spanien fehlte dies ebenfalls komplett. "Wir haben nicht dieses Tempospiel gehabt, nicht diese schnellen Ballpassagen"; auskombiniert wurden die Nordmazedonier nie und wenn so etwas nur gegen Island gelingt, dann wissen die EM-Gegner bereits, wie sie die Deutschen schlagen können. "Wir hatten im Vorwärtsgang viele Abspielfehler und haben keine Mittel gefunden gegen die tief stehenden Mazedonier"; streicht man "tief stehende" und ersetzt Mazedonier mit Spanier, bekommt die Aussage auch im November 2020 Gültigkeit. "Wir sind dann in einige Konter gelaufen und haben bei der Zuordnung im Sechzehner keinen Zugriff gehabt"; gegen die Iberer wurde die Nationalmannschaft mit Kontern förmlich überrannt, konnte die Schwäche aber immer noch nicht abstellen.

Der Bundestrainer wollte nach der Spanien-Blamage herausfinden, "was der richtige Weg ist". Er scheint ihn nicht gefunden zu haben. Das Weltklasse-Ensemble der DFB-Elf vermochte es nicht, den emotional kämpfenden, technisch starken und diszipliniert defensiven Nordmazedoniern Paroli zu bieten. Löws Team wirkte geradezu leer. Ausgebrannt. Auch nach dem Ausgleich durch einen schmeichelhaften Elfmeter gab es kein Aufbäumen. Kein Ruck ging durch die Mannschaft. Im Gegenteil: Die Südosteuropäer kommunizierten weitaus lautstärker als die Deutschen.

Keine Hebel in Bewegung gesetzt

"Wir dachten, dass wir schon weiter sind. Heute haben wir gesehen, dass wir noch nicht so weit sind, wie wir geglaubt haben", sagte Löw damals nach dem 0:6. Nun, anscheinend ist die Mannschaft immer noch nicht weiter. Die Aufarbeitung in den vergangenen vier Monaten trug keine Früchte. Die viel zitierten "Basics" (Intensität, Tempo, Zielstrebigkeit), die der Bundestrainer unbedingt "festigen" wollte, brachte die Nationalelf nur ganz am Anfang beider Halbzeiten mal auf den Platz.

"Alles hinterfragen, auch uns selbst", wollte Löw im Anschluss an das Spanien-Debakel. Seine Position schien er damit allerdings nicht gemeint zu haben. Schließlich trat der Bundestrainer schon wenige Tage nach dem 0:6 wieder vor die Presse, gab ein paar Fehler zu und erklärte, dass er Kritik annehmen könne - aber machte dann weiter so wie immer. Vielleicht hätte er sich und seine Rolle - seine Fähigkeiten, die Mannschaft noch zu erreichen - ein wenig realistischer analysieren sollen. Dann hätte Löw sein Amt zu einer Zeit räumen können, als noch mehr als ein halbes Jahr Vorbereitungszeit für die EM im Juni bereitstand. Jetzt, da nur ein Trainingslager kurz vor dem Turnier bleibt, ergibt der Schritt wohl noch weniger Sinn als ein Löw-Verbleib.

"Heute sind wir absolut zurückgeworfen worden. Wir müssen analysieren, wo wir die Hebel ansetzen. Wir müssen die richtigen Schlüsse ziehen." Des Bundestrainers Worte nach der Klatsche gegen Spanien bewirkten wenig bis nichts. Die Hebel scheinen immer noch zu klemmen. Die richtigen Schlüsse, das zeigte die Partie gegen Nordmazedonien, hat Jogi Löw nicht ziehen können. "Aber es ist wichtig, dass jetzt jeder für sich - alle Spieler, natürlich auch die Trainer- Verantwortung übernimmt und sich Gedanken macht, was wir besser machen können", sagt Löw jetzt. Warum es diesmal funktionieren soll, weiß wohl der Bundestrainer selbst nicht mehr.

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