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Ancelotti bei Real Madrid: Rückkehr nach sechs Jahren - Süddeutsche Zeitung - SZ.de

Dass der Fußball, zumal bei Real Madrid, mitunter zurecht als ein verrücktes Geschäft bezeichnet wird, darf man wohl als bewiesen ansehen. Es gibt einen Satz von Reals Klubchef Florentino Pérez aus dem Jahr 2015, der das ganz gut illustriert.

Seinerzeit war er zur Überzeugung gekommen, dass es besser ist, sich von Trainer Carlos Ancelotti zu trennen. Was dem Italiener fehle, um Coach bei Real zu sein, wurde Pérez gefragt. Und die in jeder Hinsicht bemerkenswerte Antwort des Patriarchen lautete: "Ich weiß es nicht." Ob sich sein Wissensstand sechs Jahre danach verändert hat, blieb am Mittwoch ungeklärt. Denn als Carlo Ancelotti, mittlerweile 61, nur eine Woche nach der aufsehenerregenden Demission von Klublegende Zinédine Zidane als neuer Coach bei Real Madrid vorgestellt wurde, mied Pérez die Presse. Wohl auch, weil er zwei Tage zuvor einen aufsehenerregenden und in vielerlei Hinsicht offenen Abschiedsbrief Zidanes in der Presse hatte lesen müssen.

Ancelotti wiederum, der im Jahr 2014 mit Zidane als Assistenten die "Décima" gewonnen hatte - die zehnte Champions-League-Trophäe in der Geschichte von Real Madrid - ging über die Klagen Zizous lächelnd und diplomatisch hinweg. Er habe mit Zidane, der ihm "zuallererst ein Freund" sei, noch nicht gesprochen. Die Zustände bei Real, über die sich Zidane so sehr beklagt habe, wollte Ancelotti nicht näher kommentieren. So sei der Fußball halt, sagte er sinngemäß. Der Brief Zidanes habe in ihm keinen Zweifel ausgelöst. "Null Zweifel", unterstrich er. "Ich weiß, was es heißt, Real Madrid zu trainieren, ich mache es mit Vergnügen, Energie und Freude. Es ist der prestigeträchtigste Klub der Welt", erklärte Ancelotti, "ich fühle mich hier zuhause". Außerdem sei er um sechs Jahre Erfahrung reicher, auch negative Erfahrungen würden beim Wachsen helfen. Unter anderem war er zwischenzeitlich beim FC Bayern.

Ancelotti betonte, dass alles sehr schnell gegangen sei: Die letzten Tage seien von der Vertragsauflösung beim FC Everton und der Aushandlung seiner neuen Arbeitspapiere in Madrid geprägt gewesen. Da habe man gar keine Zeit gehabt, um über den Kader zu reden. Ein paar Sachen sagte er doch, unter anderem solche, die dem Chef Pérez, einem milliardenschweren Industriekapitän, wie Musik in den Ohren geklungen haben müssen. Denn er sprach so einfallsreich wie eine Unternehmensberatung: "Wir müssen ein bisschen das Personal reduzieren."

Bei der Frage nach einem Ramos-Verbleib bleibt Ancelotti vage

Der Grund ist die eher missliche Finanzlage Reals, von teuren Einkäufen wie Kylian Mbappé (Paris Saint-Germain) scheint Ancelotti vorerst nicht mal zu träumen. Der einzige Zugang bisher ist der ablösefrei aus München nach Madrid gewechselte Verteidiger David Alaba. Der Österreicher spielte am Mittwoch keine Rolle. Wohl aber einige der insgesamt zwölf Spieler, die schon bei Ancelottis erster Amtszeit da waren. Es gebe einen "guten Mix aus Spielern mit Erfahrung wie (Toni) Kroos, (Gareth) Bale, (Karim) Benzema, und eine Gruppe junger Spieler mit viel Qualität: Rodrygo, Vinicius, Valverde...", sagte Ancelotti. Die Kardinalfrage für die Fans von Real Madrid aber ist, ob Kapitän Sergio Ramos bleibt, dessen Vertrag Ende des Monats ausläuft.

Ancelotti blieb seltsam vage. Ramos sei "ein sehr wichtiger Spieler für Real Madrid, er war bei allen Erfolgen des Klubs dabei", sagte er einerseits. Andererseits erklärte er auch, dass er noch nicht wisse, wie es um eine mögliche Vertragsverlängerung stehe. Einen kleinen Scherz aber erlaubte er sich, und der schien eher darauf zu deuten, dass Ramos geht. Ob er sich ein Madrid ohne Ramos vorstellen könne, wurde er sinngemäß gefragt, und er antwortete: "Ich konnte mir (2015) ein Real Madrid ohne Ancelotti auch nicht vorstellen, und dann gab es das doch..." Überhaupt war er zu Scherzen aufgelegt, sechs Jahre danach sah er unter den Journalisten viele altbekannte Gesichter: "Das Einzige, was sich bei Real Madrid ändert, sind die Trainer", scherzte er.

Das ist beim Ligarivalen FC Barcelona kaum anders. Doch am Mittwoch deuteten alle Zeichen auf eine kuriose Kontinuität hin. Vergangene Woche trafen sich Präsident Joan Laporta und Trainer Ronald Koeman zu einem Austausch, in dem es vor allem um Fußballfragen gegangen sein soll. Laporta soll Koeman ein offensiveres Spiel abverlangt haben - und das einst von Johan Cruyff implantierte 4-3-3-System als "nicht verhandelbar" bezeichnet haben. Gleichzeitig sagte er Koeman - eingestandenermaßen - , dass er nur dann Trainer bei Barcelona bleiben werde, wenn sich kein Besserer finde. Man schaue sich um.

FC Barcelona v RC Celta - La Liga Santander

Der Manager von Koeman fand, das gleiche dem Verlobten, der in einen Hochzeitstermin einwillige, aber der Braut sage, dass er es sich vielleicht doch noch anders überlege. Wer wollte dem widersprechen? Und dennoch: Am Mittwoch geisterte durch die katalanischen Radiostationen das Gerücht, dass Koeman am Donnerstag im Amt bestätigt werde. Er habe in eine Abänderung seines bis 2022 laufenden Vertrags eingewilligt. Er soll eine saftige Gehaltkürzung akzeptiert haben. Stattdessen seien die Erfolgsprämien kräftig angehoben worden.

Und noch ein Gerücht elektrisierte die katalanische Hauptstadt. Die zweijährige Vertragsverlängerung von Kapitän Leo Messi rückt näher. Angeblich hat er eingewilligt, jährlich mehr als 50 Millionen Euro brutto weniger zu verdienen als bisher. Wobei sein künftiges Salär von angeblich 60 Millionen Euro brutto pro Jahr auch ein paar warme Mahlzeiten pro Tag garantieren dürfte. Nach zwei weiteren Jahren beim FC Barcelona soll er angeblich für zwei weitere Jahre bei Inter Miami unterschreiben, dem Klub, der unter anderen dem früheren englischen Profi David Beckham gehört.

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