Prinz Philip, 99 (10. Juni 1921 – 9. April 2021): Als der 30-jährige Philip Mountbatten am 6. Februar 1952 die Nachricht vom Tod des Königs George VI. an seine junge Frau überbrachte, soll er den Worten eines Freundes zufolge gewirkt haben, »als hätte man das Gewicht der halben Welt auf ihn geworfen«. Auf das, was folgen würde, war er nicht vorbereitet. Niemand hätte darauf vorbereitet sein können. Seine vielversprechende Karriere bei der Marine endete an diesem Tag abrupt – es begann eine fast sieben Jahrzehnte währende Laufbahn als öffentlichster Ehemann des Vereinigten Königreichs. Für die Rolle, die der geborene Prinz von Griechenland und Dänemark an der Seite von Elizabeth II. einnahm, gab es kein Drehbuch. »Sehr viele Leute sagten mir, was ich alles nicht tun dürfe«, verriet er viel später in einem Interview. »Ich musste versuchen, die Queen zu unterstützen, so gut es geht, ohne jemandem in die Quere zu kommen. Die Schwierigkeit war, etwas Sinnvolles zu finden.«
Als sich der Duke of Edinburgh 2017 im Alter von 96 Jahren aus dem öffentlichen Leben zurückzog, hatte er 22.219 Einzelauftritte und 5496 Reden hinter sich gebracht. Er war, die Staatsbesuche an der Seite der Queen nicht mitgerechnet, 637-mal in offizieller Funktion ins Ausland gereist und unterstützte rund 800 Organisationen. Er hatte 14 Bücher geschrieben, sich, lange bevor der Klimawandel international Schlagzeilen machte, für Natur- und Umweltschutz engagiert und auf Schloss Sandringham Solarzellen installieren lassen, als das noch als exzentrisch galt.
Mit seiner Begeisterung für Innovationen hatte er auch vor der Krone nicht haltgemacht. Vor allem aber war er stets der Mann, der im Wortsinne hinter der Queen stand. Er nahm sich Freiheiten, die sie nicht hatte, zeigte sich parteiisch, menschlich, fehlbar – sein Hang zu beleidigenden Zoten ist legendär. Aber längst nicht alles davon war Fehltritt oder Fauxpas, vieles war Programm. »Die Monarchie funktioniert nur, wenn du gelegentlich den Hals reckst«, sagte er einst. »Wer nichts tut, weil er ansonsten kritisiert werden könnte, endet als Kohlkopf und ist nutzlos.« Die Queen ist konstitutionell praktisch zum Nichtssagen verdammt. Ihr Prinzgemahl war es nicht. Gemeinsam waren sie ein royaler »double act«. Philips Tod wiegt schwer für das ganze Königshaus – der einflussreichste Innovator der vergangenen sieben Jahrzehnte ist nicht mehr da. Prinz Philip starb am 9. April auf Schloss Windsor.
Lesen Sie hier den Nachruf zum Tod von Prinz Philip
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