
Nikita Masepin mit seinem ehemaligen Haas-Teamkollegen Mick Schumacher (2021)
Foto:James Gasperotti / dpa
Der russische Formel-1-Pilot Nikita Masepin hat nach seinem Rauswurf beim Haas-Rennstall Stellung bezogen und sieht sich als Opfer einer großen Ungerechtigkeit. »Ich habe meinen Traum verloren, für den ich 18 Jahre meines Lebens gekämpft habe«, sagte Masepin. »Ich denke nicht, dass das fair ist.«
Einen Tag vor Beginn der abschließenden Testfahrten in Bahrain legte der 23-Jährige in einem einstündigen Video-Meeting von Moskau aus seine Sicht der Dinge dar. »Wollen wir, dass der Sport bloß eine weitere Bühne für Proteste und politische Debatten wird?«, fragte Masepin zu Beginn und wagte den Vergleich mit den Olympia-Boykotten der Achtzigerjahre: »Oder ist der Sport eine Chance, Menschen in schwierigsten Zeiten zu verbinden?«
Eine Grundlage für seine Entlassung sieht Masepin nicht – und schloss rechtliche Schritte nicht aus: »Wir halten uns alle Optionen offen.« Wiederholt nahm das Schlusslicht der Vorsaison Bezug auf eine Entscheidung des Weltverbandes FIA, der russischen und belarussischen Fahrern einen Start unter neutraler FIA-Flagge ermöglicht. »Ist im Sport kein Platz für Neutralität?«, fragte er.
Masepin schweigt zu Putin
An dieser gibt es bei Masepin aber eben Zweifel. Sein milliardenschwerer Vater Dmitri ist Mehrheitsaktionär bei Uralkali – das russische Bergbauunternehmen war Hauptsponsor bei Haas – und besitzt beste Verbindungen zum Kreml. Für den US-Rennstall war die Nähe zu Präsident Wladimir Putin nach der russischen Invasion in die Ukraine nicht mehr vertretbar.
Masepin ignorierte Fragen zur Kreml-Connection seines Vaters. Zum Krieg äußerte er sich nur kurz – und sprach dem Westen dabei die Deutungshoheit ab. Seine Sicht auf den Krieg in der Ukraine geriet kryptisch: »Jene, die nicht in diesem Teil der Welt leben oder hier geboren wurden«, würden nur einen Teil des Konflikts sehen. Menschen aus Russland und der Ukraine würden ihn auf viel mehr Ebenen verstehen.
Rundumschlag gegen Ex-Kollegen
Von seinem Teamchef und seinem Ex-Teamkollegen Mick Schumacher zeigte Masepin sich enttäuscht. Einige Fahrer wie George Russell, Valtteri Bottas oder Charles Leclerc hätten ihm aufmunternde Nachrichten geschickt. Von Schumacher habe er dagegen nichts gehört. »In Situationen wie diesen zeigt sich dein wahres Ich«, sagte Masepin, der zum Deutschen in der gemeinsamen Saison 2021 ein gespaltenes Verhältnis gepflegt hatte.
Noch größer war sein Ärger über Günther Steiner. Dem Teamchef warf Masepin Unaufrichtigkeit vor. Auf Steiners Wort habe man sich stets »zu 110 Prozent verlassen können«, sagte Masepin. Von seiner Kündigung habe er dann aber ohne Vorwarnung mit Veröffentlichung der Entscheidung am vergangenen Samstag erfahren. Kontakt zu Steiner habe seitdem nicht mehr bestanden.
Masepin kündigte die Gründung einer Stiftung an. Diese soll Athleten unterstützen, die »aus politischen Gründen und ohne ihre Kontrolle die Chance verloren haben, auf dem höchsten Level Wettkämpfe zu bestreiten.«
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