Die Erlöse der Bosch-Gruppe stiegen 2021 um 10,1 % auf 78,7 Mrd. Euro und das operative Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern (operatives EBIT) legte um mehr als die Hälfte auf 3,2 Mrd. Euro zu. Die operative EBIT-Rendite verbesserte sich auf 4 % gegenüber 2,8 % im Vorjahr.
Vor allem der Krieg in der Ukraine habe laut Bosch-Chef Stefan Hartung den Handlungsdruck erhöht, unabhängiger von fossilen Energieträgern zu werden. Deshalb werde die Bosch-Gruppe gut drei Mrd. Euro über drei Jahre in klimaneutrale Technik wie Elektrifizierung und Wasserstoff investieren. Unter der Voraussetzung von Grünstrom treibt Bosch außerdem die nachhaltige Mobilität voran: 2021 lag das Auftragsvolumen für Elektromobilität erstmals über zehn Mrd. Euro. Gleichzeitig kündigte der Bosch-Chef an, in den nächsten drei Jahren nochmals zehn Mrd. Euro für die Digitalisierung des Geschäfts zu investieren.
Wasserstoff-Elektrolyse und Thermotechnik
Für einen wirksamen Klimaschutz steigt Bosch ins Komponenten-Geschäft für die Wasserstoff-Elektrolyse ein und will bis Ende des Jahrzehnts nahezu 500 Mio. Euro in das neue Geschäftsfeld investieren – die Hälfte davon bis zur Markteinführung, die für 2025 geplant ist. Für den Elektrolyseur-Komponentenmarkt erwartet das Unternehmen 2030 weltweit ein Volumen von rund 14 Mrd. Euro. Mit dem Stack wird Bosch das Kernstück der Wasserstoff-Elektrolyse liefern, kombiniert mit Leistungselektronik, Sensoren und Steuergerät zu einem Smart Module. Die Stacks für die H2-Produktion sollen bereits 2025 in Serie gehen.
Mehr als ein Drittel der CO2-Emissionen stammt aus Gebäuden, international machen immer mehr Gesetzgeber für Neubauten entsprechende Vorgaben: In Deutschland sollen etwa bis 2024 neue Heizungen zu 65 % regenerativ betrieben werden. Bosch investiert dazu bis Mitte der Dekade zusätzlich 300 Mio. Euro ins Wärmepumpen-Geschäft und will doppelt so stark wachsen wie der Markt, der bis 2025 jährlich um 15 bis 20 % zulegen soll. In Bestandsgebäuden unterstützt das Unternehmen die Umstellung der Heizungen von Erdgas auf Wasserstoff durch H2-fähige Gasthermen.
Industrietechnik: Digitalisierung sorgt für Energieeffizienz
In der industriellen Produktion forciert Bosch die Energie- und Kosteneffizienz in den Fabriken durch Digitalisierung. Allein über das vernetzte Energiemanagement sinke der jährliche Energieverbrauch der Produktion im Schnitt um 5 %. Die Energy Plattform aus dem Industrie-4.0-Portfolio ist bereits in 80 Kundenprojekten und an 120 Bosch-Standorten im Einsatz. Zugleich setze die Gruppe in der Industrietechnik auf Elektrifizierung, 2030 werden voraussichtlich 30 % der mobilen Arbeitsmaschinen elektrifiziert sein. Dies entspricht einem zusätzlichen Marktvolumen von 1,5 Mrd. Euro für Hochvolt-Antriebe. Über die Industrietechnik will Bosch auch das elektrische Fahren weiter voranbringen und arbeitet in einem Projekthaus mit VW an der Gründung eines Unternehmens, das Batteriezellfabriken in Europa ausrüsten soll. Gemeinsames Ziel: die Kosten- und Technologieführerschaft bei der Industrialisierung der Batterieproduktion. Bei der Produktionstechnik für Batteriezellen erwarten Experten weltweit ein kumuliertes Marktvolumen von 50 Mrd. Euro bis 2030.
Bosch versteht sich als Zulieferer Nummer eins für den elektrischen Antrieb auf der Straße. Eine zentrale technische Aufgabe sei es, den Antrieb inklusive Batterie in der richtigen Temperatur zu halten und den nötigen Klimakomfort in der Kabine bereitzustellen – allein das intelligente Thermomanagement steigere die Reichweite des elektrischen Fahrens um 25 %. Dazu hat Bosch die vorintegrierte Lösung Flexible Thermal Unit (FTU) entwickelt und erschließt sich damit nach eigenen Angaben einen Markt, der gegen Ende der Dekade ein Volumen von 3,5 Mrd. Euro erreichen soll. Für die Elektromobilität auf Basis der Brennstoffzelle startet Bosch in diesem Jahr seine Serienproduktion für den Brennstoffzellen-Antrieb im Lkw. 2030 soll der Betrieb eines Brennstoffzellen-Trucks nicht mehr kosten als ein Diesel. Die Investitionen für die mobile Brennstoffzelle steigen auf nahezu eine Milliarde Euro zwischen 2021 und 2024.
Bosch unterstützt den Green Deal der Europäischen Union und ist seit 2020 mit weltweit 400 Standorten klimaneutral. Das Unternehmen entwickelt klimaneutrale Technik vor allem an Standorten, die bisher Verbrennersysteme produziert haben. Bereits 1400 Mitarbeitende der Antriebssparte wechselten über Qualifizierung oder eine betriebsinterne Vermittlungsplattform auf neue Stellen etwa in Software und Elektromobilität. Zum Jahresende sollen fast 2300 Beschäftigte für die mobile und stationäre Brennstoffzelle tätig sein, nahezu komplett intern vermittelt. Zugleich wolle das Unternehmen in diesem Jahr weltweit 10.000 neue Softwareentwickler einstellen.
Geschäftsjahr 2021: Unternehmensbereiche und Regionen
2021 hat die Bosch-Gruppe ein Umsatzplus von 10,1 % erzielt und das operative EBIT um mehr als die Hälfte gesteigert. Die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen blieben stabil mit 6,1 Mrd. Euro (2020: 5,9 Mrd. Euro) und die Investitionen stiegen leicht auf 3,9 Mrd. Euro (2020: 3,3 Mrd. Euro). Schwerpunkte bei den Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen waren Elektromobilität, Fahrerassistenzsysteme, aber auch die Elektrifizierung in der Industrie und der Heiztechnik. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich weiter um 1,3 auf 45,3 %.
Zum erfreulichen Geschäftsverlauf haben alle Unternehmensbereiche beigetragen. Ein Umsatzplus von 7,6 % auf 45,3 Mrd. Euro verzeichnete der umsatzstärkste Unternehmensbereich Mobility Solutions (wechselkursbereinigt +7,9 %). Nach dem Verlust im Vorjahr erzielte der Bereich ein leicht positives Ergebnis mit einer operativen EBIT-Rendite von 0,7 %. Der Unternehmensbereich Industrial Technology profitierte von der Erholung wichtiger Maschinenbaumärkte und erreichte ein Umsatzwachstum von 18,9 % auf 6,1 Mrd. Euro (wechselkursbereinigt +19,4 %); die EBIT-Rendite lag bei 8,4 %. Der Unternehmensbereich Consumer Goods konnte den Umsatz um 12,7 % auf 21 Mrd. Euro erhöhen (wechselkursbereinigt +14,4 %) und erreichte eine operative EBIT-Rendite von 10,2 %. Der Unternehmensbereich Energy and Building Technology schließlich erwirtschaftete ein Umsatzplus von 7,8 % (wechselkursbereinigt +8,8 %); die verbesserte EBIT-Rendite betrug 5,1 % bei einem Gesamtumsatz von 5,9 Mrd. Euro.
Die Bosch-Gruppe verzeichnete in allen Regionen einen Anstieg der Erlöse. In Europa erreichte der Umsatz 41,3 Mrd. Euro und lag damit 8,9 % über Vorjahr (wechselkursbereinigt +10 %). In Nordamerika stiegen die Erlöse um 6,5 % auf 11,4 Mrd. Euro (wechselkursbereinigt +9,3 %). In Südamerika lag der Umsatz bei 1,4 Mrd. Euro; der Umsatz stieg um 32 % (wechselkursbereinigt +45,1 %). In Asien-Pazifik einschließlich übriger Regionen erreichte der Umsatz 24,5 Mrd. Euro; das ist ein Anstieg von 13,1 % (wechselkursbereinigt +11,7 %).
Ausblick 2022: Kostensteigerungen belasten das Ergebnis
Die Bosch-Gruppe steigerte im ersten Quartal den Umsatz um 5,2 % und geht davon aus, die prognostizierte Umsatzsteigerung von 6 % zu übertreffen. Das Ziel einer EBIT-Rendite auf Vorjahresniveau wird das Unternehmen nach Aussagen des Finanzchefs trotz eines voraussichtlichen Umsatzanstiegs nicht ganz erreichen. Vor allem Kostensteigerungen bei Energie, Material und Logistik belasten das Ergebnis erheblich, besonders im Unternehmensbereich Mobility Solutions, wo sich die Preise für bestimmte Rohstoffe seit 2020 etwa verdreifacht hätten.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage hat Bosch seine konjunkturellen Erwartungen bereits deutlich überarbeitet. Für die Weltwirtschaft erwartet das Unternehmen im laufenden Jahr ein Wachstum von knapp 3,5 % statt wie zu Jahresbeginn noch rund 4 %. Auch die bisherige Prognose für die Automobilproduktion von rund 88 Mio. Fahrzeugen werde voraussichtlich nicht zu halten sein.
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