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Dresdner Wöhrl-Plaza: Architekt will Giebel erhalten - Sächsische Zeitung

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Dresden. Noch steht der Name Wöhrl in großen Lettern an der Fassade der Prager Straße 8, obwohl das Bekleidungshaus längst ein Stück südwärts auf die Prager Straße  11 gezogen ist. In der sogenannten Wöhrl Plaza ist seitdem außer Aufräumarbeiten nicht viel passiert. Doch noch im 4. Quartal dieses Jahres soll der Umbau des Hauses starten, sagt Thorsten Bischoff, der Geschäftsführer der Eigentümerfirma DC Values, die das Gebäude 2018 für den offenen Immobilien-Spezialfonds DCV Highstreet Nr. 1 erworben hat. 

Geplant ist ein Hotel mit 200 Zimmern in den oberen Etagen. Mit der britischen Hotelbetreibergruppe Premier Inn hatte DC Values im Februar einen langjährigen Vertrag unterschrieben. Daran habe auch Corona nichts verändert, sagt Bischoff. Zwei Jahre wird es dauern, bis das ehemalige Wöhrl-Gebäude komplett umgebaut ist. Rund 25 Millionen Euro will DC Values investieren.  Dann sollen im Erdgeschoss  neben einem Café, das auf 80 Quadratmetern an der Ecke zum Rundkino entstehen soll, auch zwei Läden einziehen. 

Einer, der den Umbau mit großem Interesse, aber auch Sorge betrachtet, ist Holger Just, der Architekt der Wöhrl Plaza. Das Gebäude war Ergebnis eines Wettbewerbes und Just hat dafür einen Architekturpreis erhalten. Er hat die Diskussionen in der Gestaltungskommission  verfolgt, in der DC Values ihre Pläne präsentierten. Nachdem die Mitglieder Kommission den Entwurf beim ersten Mal stark kritisiert hatten, fand er bei der zweiten Vorstellung viel Lob.  Allerdings hatten einzelne Mitglieder der Kommission auch dafür geworben, die Fassade zur Prager Straße so zu erhalten, wie sie ist.

Die Pläne für den Umbau kommen von den Dresdner Stellwerk Architekten. Eine ganz klare Forderung aus der Gestaltungskommission war, dass Holger Just in die Umbaupläne einbezogen werden soll. Dies hatte DC-Values-Geschäftsführer Bischoff  auch zugesagt. Man sei offen für die Ideen von Holger Just, sagte er in einem Gespräch mit der SZ. 

Das sieht der Architekt der Wöhrl Plaza allerdings ganz anders. Zunächst sei DC Values nicht auf ihn zugekommen. Erst im April habe sich Geschäftsführer Bischoff bei ihm gemeldet und gefragt, was er für ein Anliegen habe. "Ich habe ihm erläutert, dass ich mit einem so großen Eingriff in die Fassade zur Prager Straße nicht einverstanden bin", sagt Holger Just. Vorgesehen ist, die geneigte Glasscheibe, die über die gesamte Gebäudehöhe des Giebels verläuft, zu begradigen und weitere Fensteröffnungen einzubauen. Diese seien aber für die Hotelnutzung gar nicht nötig, so der Architekt, denn die Belichtung könne von der Seite erfolgen. "Ich möchte, dass mein Giebel so erhalten bliebt, wie er ist." Das aber lehnt DC Values ab. 

"Wir haben die Empfehlungen und Anforderungen der Gestaltungskommission und auch der beteiligten Öffentlichkeit gemeinsam mit unseren Dresdner Architekten in mehreren Terminen sensibel aufgenommen, berücksichtigt und die gewünschten Anpassungen unserer Planung auch im Bauausschuss zur Zufriedenheit der Beteiligten vorgestellt", erklärt Thorsten Bischoff. Die Planung sei  positiv betrachtet worden. Auf diesen Grundlagen habe man weiter geplant und sei auch mit Holger Just weiterhin im Gespräch. "Wir stehen vor der Herausforderung, ein ehemals monostrukturiertes Gebäude in eine gemischt genutzte Immobilie zu transformieren, die das geänderte Nutzerverhalten der Kunden und den Bedarf an Flächen in der Dresdner Innenstadt erfüllt", sagt Bischoff. "Als Experten von innerstädtischen Geschäftshäusern geht es uns bei der ehemaligen Wöhrl-Plaza vor allem darum, Werte für alle Dresdnerinnen und Dresdner zu schaffen, indem wir Leerstände und eine damit einhergehende Verödung der Innenstädte vermeiden."DC Values wolle die Standortqualität der Prager Straße 8 deutlich erhöhen. Dies schließe auch architektonische Aspekte mit ein.  

Architekt Holger Just möchte, dass der Giebel seiner Wöhrl-Plaza zur Prager Straße erhalten bleibt.
Architekt Holger Just möchte, dass der Giebel seiner Wöhrl-Plaza zur Prager Straße erhalten bleibt. © SZ/Kay Haufe

Holger Just allerdings ist nach einem Treffen Mitte August mit Stellwerk Architekten und Geschäftsführer Bischoff  frustriert: "Ich habe festgestellt, dass überhaupt nichts mehr von den Proportionen meiner alten Fassade übrig ist, die komplette Sandsteinfassade soll runter und es war nicht erkennbar, ob dieses Material überhaupt wieder verwendet wird." Er sieht seine Urheberrechte extrem verletzt.

Tatsächlich bekommt Just inzwischen bei seiner Meinung Unterstützung bekannter Dresdner Architekten. In einem Schreiben haben sich unter anderem Eberhard Pfau und Ulf Zimmermann an das Stadtplanungsamt gewandt und bekräftigen darin die architektonische Qualität der jetzigen Giebels. Sie bitten darum, dass mit dem Autor des Hauses ein guter städtebaulicher Kompromiss erarbeitet wird. "Die Prager Straße ist es allemal wert", heißt es im Schreiben. 

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Holger Just hofft, dass damit noch einmal Bewegung in die Sache kommt und seine Meinung auch einbezogen wird. Ansonsten sieht er nur die Möglichkeit, sein Urheberrecht einzuklagen.

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September 03, 2020 at 10:00AM
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