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Kulturraum statt Kulturmeile - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Interessante Ideen haben viele Väter und Mütter. Kaum steht der Vorschlag in dieser Zeitung, das über kurz oder lang frei werdende Karstadt-Areal an der Zeil für eine Sparte der Städtischen Bühnen zu nutzen, trudeln die Nachrichten ins Postfach. Architekten und Politiker melden sich zu Wort, die behaupten, diese Idee schon viel früher gehabt zu haben. Ein Zeichen mehr dafür, dass eine städtebauliche Neugestaltung und kulturelle Aufwertung der Fußgängerzone auf der Hand liegt.

Rainer Schulze

Der Architekt Sebastian Hill befasst sich schon seit Juni mit diesen Plänen. Er plädiert dafür, die Innenstadt zu einem „Kulturraum“ weiterzuentwickeln. „Wir müssen uns damit beschäftigen, wie es mit unseren Einkaufstraßen weitergeht“, meint er. Die Zeil habe große Probleme und sei nicht gerade ein Aushängeschild der Stadt. Ein Schauspielhaus oder eine Oper auf dem Karstadt-Grundstück könne als „urban trigger“ wirken, also Impulse für die Stadtentwicklung auslösen. Bei dieser Gelegenheit müsse auch die Konstablerwache neugestaltet und aufgewertet werden. „Wir können der Zeil durch bauliche Akzente ein neues Gesicht geben“, meint Hill. Ein Kulturbau würde andere Dienstleister und Gastronomie nach sich ziehen und auch Touristen anziehen. Den bislang verfolgten Gedanken, die Wallanlage als „Kulturmeile“ auszubauen und dort sowohl das Schauspielhaus als auch die Oper zu errichten, sieht der Architekt kritisch.

Wer abends in die Oper gehe, suche anschließend nicht auch noch das Theater oder die Alte Oper auf. Außerdem gebe es in der näheren Umgebung kaum ansprechende Restaurants, Kneipen und Cafés, um den Theaterabend ausklingen zu lassen. Eine Spielstätte der Bühnen an der Zeil würde der Fußgängerzone auch abends ein neues Publikum bringen. „Es geht darum, die Innenstadt nicht nur während der Ladenöffnungszeiten zu beleben“, sagt Hill.

Areal nicht geeignet

Thomas Dürbeck bezweifelt diese Wirkung. Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion hält das Karstadt-Areal nicht für geeignet, um dort ein Theater zu errichten. „Wenn wir die Zeil beleben wollen, wird es durch ein Theater nicht funktionieren. Ein Museum bringt den ganzen Tag Betrieb, ein Theater aber nur abends, weil der Spielbetrieb nur einmal am Tag stattfindet. Da kommen vielleicht 2000 Besucher am Tag. Das rettet die Zeil nicht“, sagt Dürbeck. Außerdem spreche der hohe Bodenrichtwert gegen einen Erwerb des Karstadt-Grundstücks. Dieser Wert liegt an der nördlichen Zeil bei 45.000 Euro pro Quadratmeter. Den ebenfalls hohen Wert des Sparkassen-Areals an der Neuen Mainzer Straße, das bislang für eine neue Oper favorisiert wird und 22.000 Euro je Quadratmeter kostet, will die Stadt durch Baurecht ausgleichen. Ein höheres Hochhaus am Rand des Areals, so die Idee, könne den Verlust kompensieren, falls die Stadt im Gegenzug die Oper neben dem Hochhaus bauen kann.

Die BFF-Fraktion schreckt der hohe Bodenwert an der Zeil nicht ab. Der Fraktionsvorsitzende Mathias Mund regt an, dem Grundstückseigentümer Sahle, einem Wohnungsbauunternehmen, zum Tausch für das Karstadt-Gelände ein städtisches Areal wie die Mainwasen für den Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen. „Das wäre eine absolute Win-win-Situation“, meint Mund. Das Grundstück in den Mainwasen steht derzeit allerdings nicht für diesen Zweck zur Verfügung.

Der Architekt Karl Richter hat sich Mund zufolge im Juni mit dieser Idee an seine Fraktion gewandt und den Vorschlag auch Sahle unterbreitet. „Die Idee ist getragen von der Vorstellung, dass die Stadt nicht das Geld hat, in zentraler Lage ein privates Grundstück für Oper oder Schauspiel zu kaufen, sehr wohl aber in der Lage ist, in ,Naturalien‘ zu bezahlen“, zitierte Mund den Architekten in der Stadtverordnetenversammlung. Der Politiker wirbt für ein „offenes Haus“ auf dem Karstadt-Areal. „Wir müssen die Innenstadt umbauen. Kaufhäuser sind eine aussterbende Gattung.“




September 05, 2020 at 08:01PM
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