Gabriel Clemens gelingt bei der Darts-WM Historisches. Durch den Sensationssieg gegen Titelverteidiger Peter Wright steht der "German Giant" als erster Deutscher aller Zeiten im WM-Achtelfinale. Auch Michael van Gerwen freut's.
Als der Pfeil im äußersten Bereich der Doppel-16 einschlägt, scheint es Gabriel Clemens noch nicht realisieren zu können. Deutschlands bester Dartspieler begräbt sein Gesicht im größten Moment seiner Karriere in seinen Händen. Nach dem obligatorischem Abklatschen mit Gegner Peter Wright schaut Clemens völlig ungläubig in die Kameras, schüttelt mehrfach mit dem Kopf und kämpft sichtlich mit den Tränen. "Ich bin unfassbar unglücklich, das war definitiv das größte Spiel meines Lebens. Am Ende war ich der glücklichere Spieler", sagt der 37-Jährige unmittelbar nach Spielende.
Der präzise Wurf in das acht Millimeter schmale Doppelfeld ist der Höhepunkt einer fast eineinhalbstündigen Darts-Schlacht, die für Clemens denkbar schlecht beginnt. Weltmeister Wright schnappt sich den ersten Satz mit 3:1, macht keinen Fehler beim Wurf auf die Doppel. Doch Clemens lässt sich davon nicht beeindrucken, profitiert von 20 Horror-Minuten des Titelverteidigers. Wright lässt beim Wurf auf die Doppelfelder Chance um Chance aus. Satz zwei und drei gehen jeweils klar mit 3:1 und 3:0 an Clemens, weil der Schotte beim "Checkout" nicht präzise genug ist.
Im vierten Satz geht es zunächst so weiter. Clemens ist der etwas konstantere Spieler, lässt in dieser Phase kaum größere Chancen aus. Beim Stand von 2:0-Legs im vierten Satz hat der Saarländer dann die große Chance zum dritten Satzgewinn in Folge. Doch eine Art Vorentscheidung bleibt aus, dem Weltranglisten-31. versagen die Nerven. Wright profitiert und beendet seine große Krise im Match, sichert sich drei Legs in Folge zum 2:2-Ausgleich in den Sätzen.
Wright gibt sich selbstkritisch
Wer gedacht hat, mit dem verpassten 3:1 im Rücken würde die Partie nun Richtung des klaren Favoriten auspendeln, sieht sich aber getäuscht. Der "German Giant" aus dem Saarland geht erneut in Führung, Clemens gewinnt den fünften Satz trotz 0:2-Rückstand. Doch dann dreht Wright auf. Im Schnelldurchgang sichert sich "Snakebite" den Ausgleich zum 3:3.
Es geht in den alles entscheidenden siebten Satz. Beide Akteure sind ebenbürtig unterwegs, der kleine Unterschied liegt wieder im Detail: Clemens hat den Vorteil, das entscheidende Leg beginnen zu dürfen. Und der "German Giant" kann die Chance nutzen, "checkt" 38 Punkte für die Sensation.
"Ich habe mich richtig gut gefühlt, aber letztendlich habe ich zu viele Chancen auf die Doppel verpasst. Ich hatte meine Chancen, habe sie aber nicht genutzt. Gabriel wünsche ich für die nächste Runde alles Gute", sagt Wright nach seinem frühen Aus als Titelverteidiger. Gedanklich sei er schon im Spiel gegen den Polen Krzysztof Ratajski gewesen. "Ich habe die Partie zu leicht genommen und wurde dafür bestraft."
Van Gerwen stichelt gegen Wright
Durch das überraschend frühe Aus verpasst Wright die Chance auf die Titelverteidigung und kann auch den Sprung auf Platz eins in der Weltrangliste nicht mehr schaffen. Michael van Gerwen, Dauer-Dominator der vergangenen sieben Jahre, kann bei dieser WM nun nur noch von Gerwyn Price an der Spitze verdrängt werden. Und dass der Niederländer bei diesem Turnier überhaupt von irgendjemandem geschlagen wird, scheint fraglich.
"MvG" untermauert am Abend seine starke Form, gewinnt ein Feuerwerk gegen Ricky Evans mit 4:0. Obwohl sein englischer Gegner ein tolles Niveau an den Tag legt, wird er von van Gerwen regelrecht überfahren. Fast 60 Prozent der Würfe aufs Doppel finden ihren Weg ins Ziel, der Drei-Dart-Punkteschnitt steht am Ende bei knapp 107 Punkten pro Aufnahme. "Es fühlt sich super an, wenn es so läuft. Ricky hat ein fantastisches Spiel gemacht, aber ich war darauf vorbereitet. Ich bin hier, um den Titel zu gewinnen. Ich muss jeden schlagen, egal wen", stellt van Gerwen klar.
Dass es nicht zu einer Neuauflage des Endspiels der letzten WM kommen kann, ist "Mighty Mike" aber trotzdem ganz recht: "Dieser Abend hätte nicht besser laufen können. Es ist immer schön, wenn der direkte Konkurrent aus dem Turnier fliegt". Wright hatte vor dem Turnier geunkt, "MvG" sei kein Konkurrent im Kampf um den Titel. Angesprochen auf die Pleite des Titelverteidigers gegen Clemens, sagte van Gerwen am Abend: "Wenn man so viel Mist redet, passieren solche Dinge."
Die Gefahr, dass auch Gabriel Clemens im Überschwang nach der Sensation die Konkurrenz unterschätzt, dürfte dagegen nicht bestehen. Auch gegen den Polen Krzysztof Ratajski (Partie findet wahrscheinlich am Mittwochabend statt) ist Clemens nur leichter Außenseiter. Beim World Matchplay im Sommer unterlag Clemens dem Weltranglisten-15. in einer umkämpften Partie im Achtelfinale. Der "German Giant" dürfte gewarnt sein. Gelingt es ihm jedoch an die herausragende Leistung aus dem Wright-Match anzuknüpfen, könnte ein weiteres Kapitel deutscher Darts-Geschichte geschrieben werden.
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