Spieler des Spiels: Florian Neuhaus bewegte nach knapp 20 Minuten die Hand im Strafraum unnötig weit weg vom Körper und es kam, wie es kommen musste: Nach Hinweis des Videoassistenten schaute sich Schiedsrichter Harm Osmers die Szene noch einmal an und sah, dass der Ball minimal die Neuhaus'sche Hand gestreift hatte – Elfmeter! Eine Entscheidung, die das Regelwerk guten Gewissens hergab, aber maximal ärgerlich für die Gladbacher war. Lewandowski traf per Strafstoß, Neuhaus schien als Unglücksrabe des Abends gesetzt. 30 Minuten später traf der Nationalspieler zum 3:2 – Gladbach hatte einen 0:2-Rückstand gedreht.
Das Ergebnis: Borussia Mönchengladbach hat die Freitagabendpartie des 15. Spieltags 3:2 (2:2) gegen den FC Bayern München gewonnen. Hier geht es zum Spielbericht.
Die erste Hälfte: Nach einer ereignislosen Anfangsphase, in der die Bayern um Spielkontrolle und die Gladbacher um Bälle hinter die gegnerische Abwehrreihe bemüht waren, setzte die Neuhaus-Szene das erste Ausrufezeichen. Dem 1:0 für die Gäste durch Lewandowksi (20. Minute) ließ Leon Goretzka mit einem wuchtigen Schuss in der 26. Minute das 2:0 folgen. Endlich nach zuletzt acht 0:1-Rückständen mal wieder in Führung gegangen, also endlich Ruhe für die Bayern? Denkste. Jonas Hofmann verkürzte nach einem Traumpass von Lars Stindl in die Spitze auf 1:2 (35.), in der 45. Minute glich er nach abermaliger Vorarbeit seines Kapitäns aus.
Die zweite Hälfte: Keine drei Minuten waren gespielt, als Niklas Süle den Ball im Aufbau verlor. Hofmann bediente nach einem Doppelpass Neuhaus, der aus zentraler Position mit einem Schuss ins rechte Eck Manuel Neuer keine Chance ließ (48.). Die Bayern fortan angefressen, aber mittellos. Konzentriert defensiv arbeitende Gladbacher ließen nahezu nichts zu, richtig gefährlich wurde es für das Tor von Yann Sommer erst in der Nachspielzeit: Da ging ein abgefälschter Schuss von Thomas Müller nur knapp vorbei, Süles Kopfball wurde kurz darauf auf der Linie geklärt.
Flick hat Personalprobleme: Noch vor wenigen Monaten schien der Bayern-Kader zu blitzen und glänzen, bei jeder Auswechslung klatschte ein internationaler Spitzenspieler den anderen ab. Im Januar 2021 quietscht es ganz schön: Benjamin Pavard durfte mal wieder als Rechtsverteidiger ran und verlor nach 20 Sekunden den ersten Zweikampf, sein Widerpart Hofmann traf doppelt; Joshua Kimmich ging im zweiten Startelfeinsatz nach seinem Comeback unter; die 1b-Lösungen auf dem Flügel, Leroy Sané und Douglas Costa, sind in dieser Saison bislang Enttäuschungen; die anderen Verpflichtungen wie Bouna Sarr, Marc Roca und Eric Maxim Choupo-Moting sorgen für Masse auf der Bank, aber nicht für Qualität auf dem Platz. Gerade einmal eine seiner fünf Wechseloptionen nutzte Flick – ein deutliches Zeichen an seine Ersatzspieler.
Rose hat Ideen: Auch ohne die beiden Topstürmer Marcus Thuram und Alassane Pléa hatte Gladbachs Trainer Marco Rose mit Stindl, Hofmann und Breel Embolo enorme Offensivgefahr aufzubieten. Wichtig für den Erfolg: Nach den beiden hergeschenkten Toren in der ersten Hälfte hielt das Dreier-Mittelfeld um Neuhaus, Christoph Kramer und Denis Zakaria den Gegner weit weg vorm eigenen Tor. Vor allem der mit dem FC Bayern in Verbindung gebrachte Zakaria sorgte als stete Hilfestellung für seine Mitspieler für Entlastung. Costa und Sané wurden auf den Flügeln konsequent gedoppelt, bei Umschaltsituationen fanden vor allem die Diagonalbälle ihren Abnehmer.
Der Klassiker in Serie: Gladbach gegen Bayern, das ist seit den Siebzigern der Bundesligaklassiker. Als der VfL 1977 zum bislang letzten Mal Meister wurde, standen beide Klubs bei fünf Titeln. Seitdem kamen bei den Gladbachern null dazu, bei den Münchnern 25. Wenn es für den Rekordmeister zum alten Rivalen geht, scheint die Zeit jedoch weiterhin stillzustehen. Nirgendwo haben die Bayern eine so schlechte Auswärtsbilanz (22 Niederlagen!), nirgendwo haben sie so viele Treffer kassiert (87!).
Termine, Termine: Wann soll den Bayern die Puste ausgehen, wenn nicht in dieser Spielzeit? Am Mittwoch geht es im Pokal bei Holstein Kiel (20.45 Uhr) weiter, einem von sechs Spielen in drei Wochen, bevor es dann auch noch zur Klub-WM nach Katar geht. Da kann man einen weiteren Titel holen, aber auch weitere Kraft für den Saisonendspurt verlieren. Ein knirschendes Gerüst (zehn Spiele in Folge immer mindestens ein Gegentor), keine Impulse von der Bank – so wird der FC Bayern 2021 nicht die Erfolge des Vorjahres wiederholen können.
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