Nach einer Messerattacke vor zwei Monaten kann der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie laut Medienberichten aus einem Auge nicht mehr sehen. Auch eine Hand könne der 75-Jährige nicht mehr benutzen, sagte sein Agent Andrew Wylie am Rande der Frankfurter Buchmesse gegenüber der spanischen Zeitung „El País“.
Rushdie habe etwa „15 weitere Wunden“ am Oberkörper, teilte Wylie mit. „Es war ein brutaler Angriff.“ Zu dem Aufenthaltsort des Autors gab er keine Auskunft. „Er wird überleben“, sagte der Agent. „Das ist das Wichtigste.“
Salman Rushdie war am 12. August bei einer Veranstaltung in Chautauqua, New York von einem Mann mit einem Messer angegriffen worden. Bei dem öffentlichen Auftritt sollte der Autor über die künstlerische Freiheit sprechen. Nach dem Anschlag wurde der 75-Jährige per Helikopter ins Krankenhaus gebracht und zunächst künstlich beatmet.
„Die Satanischen Verse“
Wylie habe öfters mit seinem Klienten über die Möglichkeit eines solchen Attentats gesprochen. „Die größte Gefahr, der er so viele Jahre nach der Verhängung der Fatwa ausgesetzt war, besteht darin, dass eine zufällige Person aus dem Nichts auftaucht und (ihn) angreift.“ Wylie weiter: „Dagegen kann man sich nicht schützen, weil es völlig unerwartet und unlogisch ist.“
Rushdie wird seit Jahrzehnten von religiösen Fanatikern verfolgt. Nach literarischen Erfolgen Anfang der 1980er-Jahre veröffentlichte der Brite im Jahr 1988 seinen Roman „Die satanischen Verse“ - sein bislang umstrittenstes Werk.
Der damalige iranische Ayatollah Ruhollah Khomeini erließ eine Fatwa zur Tötung Rushdies. Alle Mitgliedsstaaten der Organisation der Islamischen Konferenz außer dem Iran widersprachen der Entscheidung.
Später wurde ein Kopfgeld von mehr als drei Millionen US-Dollar erhoben. Der Brite erhielt Polizeischutz und tauchte unter.
Attentat gegen Rushdie: Mutmaßlicher Täter plädiert „nicht schuldig“
Im Zusammenhang mit dem Angriff im August verhaftete die Polizei einen 24-jährigen Mann namens Hadi Matar aus Fairview, Kalifornien. Ein Motiv wurde zunächst nicht bestätigt. Der mutmaßliche Täter hätte aber Polizeiquellen zufolge auf sozialen Netzwerken „Sympathien für schiitischen Extremismus“ gezeigt, berichtete der US-Nachrichtensender NBC.
Am 18. August erschien Matar vor Gericht und plädierte „nicht schuldig“. Ermittler werfen dem 24-Jährigen versuchten Mord zweiten Grades sowie Angriff mit einer tödlichen Waffe und der Absicht versuchter Köperverletzung vor.
Im Westen löste der Angriff gegen Rushdie Entsetzen aus. Der nationale Sicherheitsberater Jack Sullivan verurteilte die Gewalttat in einer Mitteilung des Weißen Hauses. Auch der französische Staatspräsident Emmanuel Macron äußerte sich: Rushdie verkörpere seit 33 Jahren den „Kampf gegen den Obskurantismus“. „Sein Kampf ist unser Kampf.“
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