Teuchert zum 1:0 gegen Bayer
Auch Bayer Leverkusen hat den Union-Code nicht geknackt und eine späte Niederlage einstecken müssen. Die Werkself musste sich zum Auftakt des 16. Spieltags der Bundesliga beim 1. FC Union Berlin nach dem Tor von Cedric Teuchert (88. Minute) mit 0:1 (0:0) geschlagen geben und verpasste den Sprung auf Platz zwei direkt hinter den FC Bayern München. Nach dem deutschen Rekordmeister (1:1) und Borussia Dortmund (2:1) überrumpelten die „Eisernen“ bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt am Freitag auch das nächste Topteam und kletterten vorläufig auf den vierten Platz direkt hinter Bayer.
Update 10.00 Uhr: Nach den Rassismus-Anschuldigungen von Bayer Leverkusens Nationalspieler Jonathan Tah wegen einer Beleidigung seines Kollegen Nadiem Amiri hat Union-Trainer Urs Fischer schnell eine Aufklärung der Vorwürfe angekündigt. „Ich kann es nicht beweisen, ich werde das ansprechen, wir werden versuchen, das zu klären“, versprach der Coach unmittelbar nach dem nächsten sportlichen Coup der „Eisernen“ am späten Freitagabend. Der Wirbel um die verbalen Anfeidungen gegen Bayer-Profi Amiri durch einen Union-Spieler überlagerten das dramatische Ende des Bundesliga-Topspiels im Stadion an der Alten Försterei und sorgen für neue Brisanz in der Rassismus-Debatte auch im deutschen Fußball.
Noch auf dem Platz hatte Fischer versucht, den aufgebrachten Amiri zu beruhigen. Nur durch die anschließenden klaren Worte von Tah im „DAZN“-Interview wurde der Vorfall in seiner Tragweite publik. „Scheiß Afghane“, soll der Berliner dem deutschen Nationalspieler Amiri entgegengerufen haben. Auf TV-Bildern ist zu sehen, wie sich der 24-Jährige aufgebracht mit mehreren Kontrahenten unterhält. Am heftigsten gestikulierte er in Richtung Florian Hübner, der zuvor Leon Bailey vermeintlich gefoult hatte. Gestik und Mimik aller Beteiligten verdeutlichen die angespannte Stimmung.
Noch in den Kabinen soll es nach dem Spiel zu Klärungsversuchen und Gesprächen der Beteiligten gekommen sein. Union Berlin stehe klar für Anti-Rassismus, verdeutlichte Kommunikationschef Christian Arbeit. „Wir entschuldigen uns dafür, wenn das so gefallen ist. Es tut uns leid, das möchten wir gerne auch hier nochmal den Gästen mitgeben“, betonte der Pressesprecher.
Bayer-Profi Amiri akzeptiert Entschuldigung von Union Berlins Spieler
Bayer bestätigte am Samstagmorgen, dass Amiri von dem Union-Profi eine Entschuldigung erhalten und diese akzeptiert habe. „Er ist zu mir in die Kabine gekommen. Es sind aus den Emotionen heraus unschöne Worte gefallen, die ihm sehr leid tun. Er hat mir das glaubwürdig versichert, deswegen ist die Sache für mich erledigt“, wird Amiri zitiert. Die Eltern des Nationalspielers waren in den 1980er-Jahren aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. Amiri ist in Ludwigshafen am Rhein geboren und durchlief ab der U18 alle Teams des Deutschen Fußball-Bundes.
Nadiem #Amiri hat die Entschuldigung des Union-Spielers angenommen.
"Er ist zu mir in die Kabine gekommen. Es sind aus den Emotionen heraus unschöne Worte gefallen, die ihm sehr leid tun. Er hat mir das glaubwürdig versichert, deswegen ist die Sache für mich erledigt." pic.twitter.com/YZazEU0KkM
— Bayer 04 Leverkusen (@bayer04fussball) January 16, 2021
Union-Coach Fischer will sich nun ein genaues Bild machen, Gespräche mit seinen Spielern führen. Zur Tagesordnung will man in Berlin-Köpenick jedenfalls nicht übergehen. Diese Reflexion war zuletzt im Profisport beim heiklen Thema Rassismus eher unüblich. „Ich höre von beiden Seiten, dass da Worte gefallen sind. Ich möchte das in Ruhe klären und nicht was erzählen, was ich nicht weiß“, betonte der Schweizer. „Solche Dinge haben auf dem Fußballplatz nichts verloren. Von daher gilt es sicherlich, das aufzuarbeiten.“
Union Berlin schlägt Bayer Leverkusen: der Spielbericht
Leverkusen hätte mit einem Sieg bis auf einen Zähler an die Bayern heranrücken können, droht durch das vierte sieglose Liga-Spiel in Serie nun aber, den Anschluss nach ganz oben zu verlieren. Union blieb auch das achte Heimspiel und sechste Spiel insgesamt nacheinander ungeschlagen und setzt seine wundersame Überraschungssaison mit einem weiteren Coup unbeirrt fort.
„Wir werden wenig Zeit am Ball haben, die wollen einen offenen Schlagabtausch bekommen, das wollen wir nicht“, hatte Bayer-Coach Peter Bosz vor der Partie bei „DAZN“ gesagt. Die nicht An der Alten Försterei zugelassenen Union-Fans zündeten nach ein paar Minuten vor dem Stadion ein Feuerwerk, die Profis machten den Leverkusenern mit ihrem kompromisslosen Stil auf dem Rasen das Leben äußerst schwer.
Die Gäste bestimmten drei Tage nach dem DFB-Pokal-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt zwar das sportliche Geschehen, konnten sich aber nicht effektiv durchsetzen. Im Vergleich zum 4:1 gegen die Hessen rotierte Bosz dreimal: Statt Lars Bender, Wendell und Lucas Alario standen Aleksandar Dragovic, Daley Sinkgraven und Patrik Schick in der Startelf. Wegen seiner Knieprobleme schaffte es der 17 Jahre alte Jungstar Florian Wirtz erneut nicht in den Kader.
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Seine Teamkollegen dominierten spielerisch, doch nach einer Viertelstunde hätte Union in Führung gehen können und müssen. Nach einem Eckball von Kapitän Christopher Trimmel kam Marvin Friedrich aus kurzer Entfernung völlig frei zum Kopfball, verfehlte aber das Tor um wenige Zentimeter. Bayer-Torwart Lukas Hradecky, gerade erst in seiner finnischen Heimat als Sportler des Jahres 2020 ausgezeichnet worden, wäre vermutlich chancenlos gewesen. Keine Mühe hatte er zuvor bei einem Distanzschuss von Robert Andrich (5.).
Ansonsten aber beschränkten sich die Berliner anfangs konsequent auf Defensivarbeit und kompensierten auch einen personellen Rückschlag. Der zuletzt zweimal erfolgreiche und in Bestform aufspielende Sheraldo Becker musste nach 25 Minuten offenbar wegen muskulärer Probleme ausgewechselt werden; für ihn kam Cedric Teuchert.
Leverkusen suchte mit seinem Geschwindigkeitsplus in der Offensive die Lücke in der Union-Verteidigung und näherte sich gen Ende der ersten 45 Minuten auch einem Torerfolg an. Nadiem Amiri und Kerem Demirbay (38.) und Julian Baumgartlinger (41.) hatten die Möglichkeit zum 0:1, vergaben aber aussichtsreiche Möglichkeiten.
Auch nach dem Seitenwechsel ging das Konzept von Union-Coach Urs Fischer voll auf. Auch in Halbzeit zwei gehörten die ersten Großchancen den Gastgebern. Teuchert tauchte frei vor Hradecky auf, sein Schuss ging jedoch an den Innenpfosten (50.). Zehn Minuten später verfehlte er nach einem weiteren Konter erneut nur knapp das Bayer-Tor (61.). Auf der anderen Seite wurde es am gefährlichsten, als Andrich mit einem Rückpass aus kurzer Distanz seinen eigenen Torwart Andreas Luthe in Schwierigkeiten brachte (64.). Union blieb gefährlich und frech - und belohnte sich zwei Minuten vor dem Abpfiff mit dem Siegtreffer des eingewechselten Teuchert.
94. | +++ ABPFIFF +++
Wie stark ist das denn?! Wie behalten drei Punkte im @StadionAdAF und schlagen @bayer04fussball. #fcunion | #FCUB04 | 1:0 pic.twitter.com/hmrrdA0lZk
— 1. FC Union Berlin (@fcunion) January 15, 2021
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