Thomas Müller und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft erleben zwei gegensätzliche Jahre: Während Müller bejubelt und gefeiert in neu gefundener Topform von Titel zu Titel eilt, versinkt das DFB-Team im Stimmungstief. Nun dürften beide wohl bald wieder vereint ein gemeinsames Ziel verfolgen.
Misst man Joachim Löw an seinen eigenen Worten, dann wird Thomas Müller im Sommer bei der mutmaßlich in irgendeiner Form stattfindenden Europameisterschaft Teil des DFB-Teams sein. Klar, er habe "es ja vor einigen Tagen noch mal verdeutlicht: Einen Umbruch sollte man nicht völlig abbrechen", sagte der Bundestrainer bei "Sky", aber "man kann sich das natürlich überlegen."
Gemeint ist die Rückkehr mindestens des inzwischen dauer-formstarken, vor Mentalität triefenden Müller in die Fußball-Nationalmannschaft, vielleicht auch eine Amnestie für die ebenfalls nach der desaströsen WM 2018 aussortierten Jerome Boateng und Mats Hummels. Denn: "Die Europameisterschaft ist ein eigener Wettbewerb", versichert Löw und seine Aufgabe bestehe darin, "die beste Mannschaft mitzunehmen, um den größtmöglichen Erfolg zu garantieren, das ist klar". Löw macht die Tür auf, er moderiert die Abkehr vom eigenen Dogma ungewohnt offensiv an.
Wegen der Corona-Pandemie sei ihm bei der Verjüngung der DFB-Auswahl aber "fast ein Jahr gestohlen worden. Also kann man sich jetzt wirklich überlegen, ob man so einen Umbruch mal unterbricht, wenn es unbedingt erforderlich ist", hatte der Bundestrainer zuletzt in der ARD die eigene Abwehrmauer arg sturmreif geschossen. Und Müller? Der stünde bereit, aber "das habt ihr ja schon gewusst", versicherte der 100-malige Nationalspieler im Rahmen des Bundesliga-Spitzenspiels gegen Borussia Dortmund: Er habe "auf jeden Fall Lust, im Sommer nach Titeln zu jagen. Was dann am Ende passiert, das werden wir sehen. Ob im Champions-League-Finale, das ganz klar unser Ziel ist, terminlich für mich Schluss ist oder nicht, das schauen wir dann." Und: "Die Lust ist groß, mit den Jungs dieser Generation mitzumachen".
Klar ist: Mindestens Müller würde der Mannschaft im Sommer gut tun. Der 31-Jährige hat auch im kriselnden DFB-Team mächtige Fürsprecher. "Ich will nicht einen der drei Genannten hervorheben: Alle Spieler könnten uns grundsätzlich helfen, das haben sie ja oft genug bewiesen", hatte Kapitän und Welttorhüter Manuel Neuer in einem Interview mit der "Sport Bild" gesagt, das noch vor dem historischen 0:6 (0:3)-Debakel der DFB-Auswahl in Spanien geführt worden war. Es habe ja auch keiner der drei seine DFB-Karriere beendet.
"Gibt uns den Glauben, Spiele zu drehen"
"Ob der Plan vom Trainer bis heute so aufgegangen ist, wie er es damals wollte, stelle ich jetzt einmal infrage", sagte zuletzt Weltmeister Toni Kroos - und schickte einen deutlichen Hinweis in Richtung des Bundestrainers: "Jetzt muss man entscheiden, was das Beste fürs nächste Turnier ist. Da bin ich jetzt wieder voll dabei, dass wir natürlich nicht schauen dürfen, dass wir etwas machen, um 2024 erfolgreich zu sein."
Deutschland dürfe "kein Turnier herschenken, auch wenn die Vorschusslorbeeren nicht groß sein werden", forderte Kroos, der selbst noch fester Bestandteil der Auswahl und einer von Löws Führungsspielern ist. Leon Goretzka, Teamkollege Müllers beim FC Bayern, "möchte natürlich mit Thomas immer auf Titeljagd gehen. In schwierigen Situation geht er voran, er gibt uns den Glauben, Spiele zu drehen, und das ist natürlich sehr wertvoll für uns."
Glauben, Mentalität: Das würde Müller auch in der Nationalmannschaft ohne große Anpassungsschwierigkeiten aufs Feld und in den Kader bringen müsste. Probleme für die Hierarchie befürchtet Löw nicht, sollte er Müller wirklich zurückholen: "Der Charakter von Thomas Müller und Mats Hummels ist, dass sie andere nicht unterdrücken", versicherte der Bundestrainer im "Kicker". Aber es sei ohnehin klar: "Wenn man solche Spieler zurückholt, muss man ihnen natürlich eine klare Verantwortung geben", sagte Löw bei "Sky", "dann sind sie natürlich gesetzt."
Der Bundestrainer hat seinen kategorischen, zwei Jahre aufrecht gehaltenen Widerstand gegen eine Rückkehr eines oder mehrerer seiner aussortierten Rio-Weltmeister aufgegeben. Sachzwänge, enttäuschende Ergebnisse und eine bemerkenswerte sportliche Wiederauferstehung des lange verzichtbar scheinenden Thomas Müller haben die hehre Idee des Umbruchs schon längst überrollt. Bis die Rolle rückwärts vollzogen wird, wird es aber noch dauern: Bei den WM-Qualifikationsspielen Ende März seien Müller und Co. noch kein Thema, sagte Löw zuletzt wiederholt.
Eine Entscheidung soll "im Mai" fallen, "dann werden wir sehen: Wo stehen wir, was brauchen wir?" Gebraucht wird auf alle Fälle manches: "Seit 2018, das muss ich ehrlich gestehen, haben wir nicht all das erreicht, was wir uns vorgestellt haben", gab sich Löw im "Kicker" jüngst zerknirscht. "Wir müssen alle liefern. Auch ich muss jetzt absolut liefern, gute Ergebnisse." Die erreicht man am wahrscheinlichsten mit der besten Mannschaft.
Artikel von & Weiterlesen ( "Ich hätte große Lust":Müllers DFB-Comeback wird immer konkreter - n-tv NACHRICHTEN )https://ift.tt/3bla82j
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