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Nach Harry und Meghans Interview: Großbritannien entzweit sich - ZDFheute

Nach dem Interview bei Oprah Winfrey diskutieren Großbritannien und das Commonwealth mal wieder über ihr Königshaus. Harry und Meghan haben damit eine alte Diskussion angestoßen.

Britische Königsfamilie auf dem Balkon des Buckingham Palace.
Britische Königsfamilie auf dem Balkon des Buckingham Palace.
Quelle: Reuters

An Tag zwei, nachdem das Harry und Meghan-Interview ausgestrahlt wurde, nimmt die Erregung im Königreich keineswegs ab. Das Land hat sich schnell in zwei Lager gespalten. Solche, die Meghans Mut loben, über rassistische Äußerungen in der Königlichen Familie und ihre Verzweiflung zu sprechen. Und den anderen, die besonders Meghan kein Wort von dem glauben, was sie Oprah Winfrey und vielen Millionen Zuschauern in der ganzen Welt anvertraut hat.

Palast beunruhigt über angesprochene Probleme

Die Königliche Familie hat sich Zeit gelassen mit ihrer Antwort und versucht sich, wie immer, in der Kunst der Diplomatie. Dienstagabend kommt das erwartete Statement aus dem Buckingham Palace. "Die gesamte Familie ist sehr traurig von dem Ausmaß des Unglücks zu erfahren, das Harry und Meghan in den vergangenen Jahren erfahren haben. Die angesprochenen Probleme, vor allem das des Rassismus, sind sehr beunruhigend. Auch wenn manche Erinnerungen unterschiedlich sind, werden diese Vorwürfe sehr ernst genommen und in der Familie privat angesprochen."

"Harry, Meghan und Archie werden immer sehr geliebte Mitglieder der Familie bleiben."
Mitteilung des Buckingham Palasts

Die Frage: Wie geht die Königliche Familie mit den zwei massiven Vorwürfen um, die von Mitgliedern der ersten Familie des Landes gegen sie erhoben wurde, ist damit im ersten Schritt beantwortet. Sie behaupten, vom Unglück der beiden nichts gewusst zu haben – und widersprechen damit Meghans Erzählung, sie habe keine Hilfe bekommen, als sie danach fragte.

Und sie lehnen den Vorwurf des Rassismus nicht rundheraus ab, machen aber dezent deutlich, dass Meghan und Harry keine Beweise vorlegen konnten, nicht einmal den Namen des oder derjenigen genannt haben, die oder der über Archies Hautfarbe spekuliert haben soll. Das macht den Vorwurf anfechtbar, denn nun steht Erinnerung gegen Erinnerung.

Öffentliche Diskussion über Rassismusvorwürfe ist schwierig

Öffentlich soll all das nicht diskutiert werden, sondern im Privaten. Das wird den vielen, die sagen, es sei an der Zeit, dass auch diese Institution Großbritanniens sich mit Rassismus auseinandersetzt, nicht genügen, könnte aber darauf hinweisen, dass eine öffentliche Diskussion nicht möglich ist, weil es tatsächlich William oder Charles gewesen sein könnten, die in ihrem Fokus stehen würden.

Charles und dann William werden nicht nur eines Tages die Könige des Königreichs, sondern auch die Vorsitzenden des Commonwealth sein. "Der Verdacht, dass sie sich rassistisch geäußert haben könnten, hat das Potential, den Ruf der Königlichen Familie in der ganzen Welt zu beschädigen", sagt der NBC-Korrespondent Keir Simmons. Der Glaube an die Königliche Familie drohe verloren zu gehen.

Ein Glaube, der ohnehin sehr stark an der Queen hängt. Die 94-Jährige genießt mit steigendem Alter immer mehr Respekt, während ihren Nachfahren mit sehr viel mehr Skepsis begegnet wird: Charles, der immer ein bisschen ungelenk daher kommt und der die Briten noch an das wenig empathische Verhalten gegenüber seiner verstorbenen Ex-Frau Diana erinnert. Prince Andrew, der seine Freundschaft zu Jeffrey Epstein auch dann noch aufrecht hielt, als dieser als verurteilter Sexualstraftäter im Gefängnis saß. Andrew selbst sieht sich dem Vorwurf gegenüber, Sex mit Minderjährigen gehabt zu haben. 

Queen hält den Laden gerade so zusammen

Schon zu Zeiten Dianas haben die Royals das Bild einer dysfunktionalen Familie abgegeben, sollte sich in den 30 Jahren seither nichts geändert haben? Wozu braucht man sie überhaupt? Die Autorin Hilary Mantel hat die Frage einmal so beantwortet:

Pandas und Royale ähneln sich. Sie sind teuer zu bewahren und eignen sich schlecht für eine moderne Umgebung. Aber sind sie nicht interessant? Und nett anzuschauen?
Hilary Mantel, Autorin

Für Zoos mag das als Begründung reichen, wie aber steht es um ein Land, das ohnehin um seinen Zusammenhalt kämpft? Das vom Brexit in zwei Lager und mehr denn je vier Nationen geteilt wurde und in dem die Queen als Symbol wirkt, das den Laden gerade so zusammenhält?

Noch halten die Briten zu ihrer Monarchie

Die Campagne Republic, die für die Abschaffung der Monarchie eintritt, hat Auftrieb: "Dieses Interview bestätigt viel von dem, was wir seit Langem sagen: Der Königliche Haushalt funktioniert nicht in der modernen Welt. Er ist geheimniskrämerisch, kontrollierend, verschwendet jedes Jahr hunderte Millionen Pfund britischer Steuergelder, und ist schlecht für die britische Politik. Er ist auch schlecht für die Royals selbst.”

Auch in Kanada und Australien sehen sich Republikaner bestärkt. Der australische Ex-Premier Turnbull hat das Interview zum Anlass genommen, einmal mehr zu fordern, Australien solle sich von der Queen als Staatsoberhaupt trennen.

Noch halten die Briten zu ihrer Monarchie. 55 Prozent der Briten glauben, dass die Monarchie gut für das Land ist, nur 11 Prozent halten sie für schädlich, die anderen sind unentschieden. Die Begeisterung nimmt allerdings ab, je jünger die Befragten sind. Vor dem Interview machte yougov eine Umfrage, in der 38 Prozent der Befragten sagten, sie stünden in dem Konflikt auf Seiten der Queen und 18 Prozent sympathisierten mit Meghan und Harry. Bei den Alten halten sogar 60 Prozent zur Queen.

Die Monarchie ist 1200 Jahre alt, sie wird auch das überstehen, sagt Roya Nikkhah, royale Korrespondentin für die Sunday Times.

Die Familie wird in sich gehen und einige Veränderungen anstoßen müssen, aber die Monarchie wird den Sturm überleben.
Roya Nikkhah, royale Korrespondentin für die Sunday Times

Diana Zimmermann ist ZDF-Korrespondentin in London. Der Autorin auf Twitter folgen: @dianayz

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