Eine gute Nachricht gab es für den FC Bayern mit Blick auf diese vermaledeite Länderspielwoche dann doch. Es hat sich nach gesicherten Erkenntnissen bayerischer Rechercheure immerhin kein weiterer Münchner verletzt. Die Kimmichs, Goretzkas und Gnabrys dürften nach dem 1:2 des DFB gegen Nordmazedonien zwar alle mit einer ordentlichen Stimmungsdelle aus Duisburg zurückkehren, aber sie kommen mit heilen Knochen.
Doch natürlich überlagert das wochenlange Fehlen Robert Lewandowskis weiterhin die Vorbereitung auf das womöglich titelentscheidende Duell mit RB Leipzig an diesem Samstag (18.30 im Liveticker auf SZ.de). Uli Hoeneß zum Beispiel war der Groll wie so oft anzusehen, als er beim Sender RTL die Nationalelf analysierte. Ein "großer Mist" sei die Außenbandverletzung des Polen, die er sich gegen Andorra (3:0) zugezogen hatte - ein Spiel von überschaubarem Wert mit massiven Konsequenzen, denn Lewandowskis haben sie nicht viele beim Rekordmeister. Um genau zu sein nur einen.
Man kann Hoeneß also verstehen, denn der Ausfall des besten und gierigsten Torschützen ist für die Bayern tatsächlich kaum zu kompensieren. In München sind sie sich der personellen Unwucht durchaus bewusst, denn es galt ja seit jeher: alle können mal in den Krankenstand, ist ja fast schon Wurscht, dann spielt halt ein Marc Roca oder notfalls auch ein Bouna Sarr oder wenn gar nichts mehr geht, leiht man Serdar Tasci aus - aber bei Lewandowski bricht stets Entsetzen aus, wenn er sich mal einen Schnupfen einfängt.
Hoeneß beschwört den Zusammenhalt beim FC Bayern
So oft passiert das zum Glück der Bayern nicht, aber gerade jetzt, als Lewandowski den Uralt-Rekord von Gerd Müller (40 Tore) brechen wollte und die Bayern der Meisterschaft entgegen steuern, ist es schon saublöd. Was tun also? Wie gewinnt man gegen Leipzig, die mit der besten Defensive der Liga auf die Bayern warten?
Hoeneß, der Ehrenpräsident der Münchner, probiert es mit dem Trotzmodus. "Die Bayern sind ja bekannt dafür, dass sie in schwierigen Zeiten zusammenwachsen", erklärte er im Fernsehen, "darauf baue ich jetzt." Und er ist nicht der einzige, der die Sache so sieht: Auch Thomas Müller, der Lewandowski in der Sturmmitte ebenso ersetzen könnte wie Eric Maxim Choupo-Moting, findet: "Da müssen andere in die Bresche springen. Das ist im Fußball ja auch nicht zum ersten Mal so."
Wer da nun wohin springt, das hat letztlich Trainer Hansi Flick zu verantworten. Und es dürfte die Angefasstheit der Münchner lindern, dass er von weiterem Dramatisieren wenig hält. "Es ist halt so", beschrieb der 56-Jährige im Fachblatt Kicker in aller Trockenheit die Situation. Immerhin gibt es Anzeichen dafür, dass sich die Rückkehr des Angreifers beschleunigt. Dem Vernehmen nach soll Lewandowski trotz eines derzeit bandagierten Beins bestrebt sein, bereits in zwei Wochen wieder einsatzfähig zu sein. Für das Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen Paris Saint-Germain (7. April) wird es trotzdem nicht reichen, das schafft selbst der Eisenmann aus Warschau nicht.
Zumal der Pragmatiker Flick auf Behutsamkeit baut, weil er weiß, dass er Lewandowski zum Saisonende bei vollen Kräften braucht: "Wir gehen bei ihm kein Risiko ein", zitiert ihn der Kicker. Wie sein Team ohne seine gefährlichste Waffe Fußball spielen will, darüber brütet der Coach nun kurz vor Ostern. Bis Lewandowskis rechtes Knie verheilt ist, braucht Flick all seine Improvisationskünste. Klar ist, dass der offensive Vortrag sich anders gestalten muss, denn es fallen nun jene Räume weg, die Lewandowski mit seinem breiten Kreuz den Kollegen gestattete.
Führt Gnabry den Sturm gegen Leipzig an?
Auch im Strafraum sei der 35-Tore-Mann "eben ein anderer und besonderer Spieler. Er macht aus nichts Tore", findet Flick. Als Alternative käme gegen Leipzigs Verbund der Verschlossenheit auch eine Variante mit Serge Gnabry in der Spitze infrage - und dahinter die bewährte Offensivachse aus Leroy Sané, Müller und Kingsley Coman. Das ist bei weitem keine schlechte Option, aber trotzdem eine ungewohnte. Und es wäre vonnöten, dass Gnabry nicht wieder abtaucht, wie in der zweiten Hälfte des WM-Qualifikationsspiels der deutschen Elf gegen die Nordmazedonier.
Als Tüftler ist Flick zudem bei der Installation einer schlagkräftigen Defensive gefragt: Jérôme Boateng fehlt gelbgesperrt, Alphonso Davies rotgesperrt, diese zwei Etablierten aus der Stamm-Viererkette dürften durch Lucas Hernández und Niklas Süle ersetzt werden. Letzterer war zwar mit muskulären Problemen vorzeitig von der deutschen Nationalmannschaft abgereist, aber die Signale stehen positiv für einen Einsatz.
Und die Leipziger, die dringend vier Punkte auf die Münchner aufholen müssen? Sie fürchten ihrerseits die Absenz ihrer wichtigsten Abwehrstütze: Dayot Upamecano zog sich gegen Frankfurt (1:1) eine Muskelverletzung im rechten Oberschenkel zu und musste zwei Wochen pausieren. Unter der Woche trainierte er punktuell wieder mit. Es dürfte sich kurzfristig entscheiden, ob Trainer Julian Nagelsmann den 22-Jährigen gegen seinen künftigen Arbeitgeber (er kommt für 42,5 Millionen Euro nach München) ins Getümmel wirft.
Am Selbstbewusstsein scheitert es beim RB-Trainer freilich nicht. Er habe eine Elf entwickelt, "die es mit jedem Team der Bundesliga aufnehmen kann", sagte Nagelsmann - und wies auf positive Eindrücke aus dem Hinspiel in München hin, "wo wir beim 3:3 einen würdigen Fight auf Augenhöhe geboten haben". Damals hatten die Leipziger einen übrigens gut im Griff: Robert Lewandowski.
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