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Mehr als ein Sieg für die Eintracht - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die Krone ist zum Greifen nah. Am Karsamstag ist es der Eintracht im zehnten Anlauf geglückt, ein Bundesligaspiel in Dortmund zu gewinnen. Das 2:1 ist mehr als nur ein Sieg nach elf Jahren ohne vollen Erfolg beim BVB. Der Triumph beim direkten Tabellennachbarn hat die Chancen für den Tabellenvierten gehörig erhöht, dass der Traum vom Erreichen der Champions League wahr werden kann. Sieben Spieltage vor Saisonschluss beträgt der Vorsprung der Eintracht vor der Borussia jetzt sieben Punkte. Das ist ein starkes Polster, das die Mannschaft von Trainer Adi Hütter alle Trümpfe in der Hand halten lässt.

Durch ein Eigentor von Nico Schulz in Führung gegangen (11. Spielminute), ließ sich die Eintracht auch nicht durch den Ausgleichstreffer durch Mats Hummels (44.) aus dem Konzept bringen. Ruhig, abgeklärt und besonnen lauerte die Hütter-Elf auf ihre Chancen auch im zweiten Spielabschnitt. Drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit war es André Silva, der abermals seine große Klasse im Kopfballspiel zeigte und nach einer weiteren vorzüglichen Flanke von Filip Kostic für kollektive Frankfurter Glücksgefühle sorgte.

2:1 in Dortmund – nach zuvor lauter Niederlagen in Serie beim BVB war dies der Coup in Richtung Königsklasse. „Es war ein verdienter Sieg in einem hochintensiven Spiel. Wir haben ein top Auswärtsspiel gemacht“, sagte Fredi Bobic. „Ich wäre auch mit einem Unentschieden zufrieden gewesen. Aber zum Schluss haben wir den Punch gehabt“, sagte der Sportvorstand der Eintracht. „Wir sind alle sehr stolz. So habe ich die Jungs noch nicht in Dortmund spielen sehen. Es war ein ganz großer Sieg.“

Ein Eigentor von Dortmund

Selbstbewusst, mutig, angriffslustig: Eintracht-Trainer Hütter blieb auch im kleinen Gipfelduell an diesem 27. Spieltag seiner offensiven Linie treu. Mit Silva und Luka Jovic nominierte er gleich zwei Spitzen, die für ordentlich Konfusion in der Dortmunder Defensive sorgen sollten. Amin Younes, mit der Expertise drei weiterer Länderspiele von der Nationalmannschaft zur Eintracht zurückgekehrt, war für die kreativen Momente hinter diesem Sturmduo verantwortlich.

Daichi Kamada nahm zunächst auf der Bank Platz. Kapitän und Anführer der Mannschaft, die in Dortmund ihrem Traumziel Champions League ein weiteres großes Stück näher kommen wollte, war Sebastian Rode. Er vertrat die nicht zur Verfügung stehenden Martin Hinteregger (verletzt) und Makoto Hasebe (gesperrt).

Für die Eintracht begann das Jubiläumsspiel verheißungsvoll. Zum 50. Mal schon stellte sie sich auswärts in der Bundesliga beim BVB vor – und schon nach elf Minuten durfte der Frankfurter Tross jubeln. Kostic, wer sonst, hatte sich auf links durchgesetzt, in den Strafraum geflankt – und der Dortmunder Schulz erzielte ein wunderschönes Eigentor. Mit dem Kopf beförderte er den Ball unhaltbar in die linke obere Torecke. Hätte Schulz sich nicht diesen Fauxpas geleistet, der direkt hinter ihm um den Ball kämpfende Silva wäre wohl als „richtiger“ Frankfurter Torschütze zur Stelle gewesen. Für Kostic war es schon die 13. Torvorbereitung in dieser so famosen Saison.

André Silva erzielte das entscheidende Tor für die Eintracht.

André Silva erzielte das entscheidende Tor für die Eintracht. : Bild: AFP

Vier Minuten später tauchte Silva abermals in gefährlicher Position im Dortmunder Strafraum auf. Diesmal kam er wirklich zum Zug, doch seinem Kopfball, den BVB-Keeper Marvin Hitz sicher parieren konnte, fehlte die letzte Wucht. Die erste nennenswerte Chance der Dortmunder hatte Erling Haaland auf dem Fuß, doch der Norweger schoss links am Tor vorbei (21. Spielminute). Kurze Zeit später bekam Eintracht-Torhüter Kevin Trapp die Gelegenheit, seine große Klasse zu beweisen, als Haaland vor ihm auftauchte und es aus kurzer Distanz versuchte (25.). Kurz vor der Pause war es der sich energisch im Fünfmeterraum durchsetzende Hummels, der Trapp überwand und beim BVB Hoffnung aufkommen ließ.

Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts nahm Hütter Umstellungen vor. Er brachte Kamada für Younes, später auch Timothy Chandler für Erik Durm (74.) und Steven Zuber für Silva (89.). In der 65. Minute wähnte sich die Eintracht schon 2:1 in Front, als der starke Frankfurter Abwehrchef Stefan Ilsanker nach einem Freistoß von Kostic mit dem Kopf erfolgreich war. Doch der Videoschiedsrichter sah zu Recht eine Abseitsposition des Österreichers.

Ein Tor, das keines war, als Grund für Frust? Keineswegs. In der 79. Minute bot sich dem frei zum Schuss kommenden Djibril Sow die Möglichkeit, die Eintracht in Führung zu bringen. Besser machte es dann Silva, der von Kostic, dem besten Vorbereiter der Liga, profitierte – und von Sturmkollege Jovic, der zuvor zu einem starken Konter angesetzt hatte und im letzten Moment gestoppt wurde.

Kostic erfasste die Situation gedankenschnell und fand mit seiner schnörkellosen Weiterleitung des Balles Silva, der damit auch das interne Duell der besten Bundesligastürmer nach dem Bayern Lewandowski für sich entschied. Für den Portugiesen war es das 22. Saisontor, Haaland bleibt bei 21 Treffern. „Der Sieg war mehr als verdient“, sagte Ilsanker und kündigte an: „Wenn Hinti ausfällt, springe ich gern für ihn ein.“ Mit jetzt 50 Punkten nach 27 Partien spielt die Eintracht die beste Bundesligasaison ihrer Vereinsgeschichte – und greift mit Macht zur Krone.

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