Die Preise für Öl und Gas steigen rasant. Vor allem energieintensive Unternehmen denken nun um und brauchen Alternativen zu den bisherigen Energieträgern. Die Redaktion der BR-Sendung mehr/wert hat sich auf die Suche gemacht und Unternehmen in Bayern zu ihren Lösungsstrategien befragt.
Ziegelfabrik in Oberbayern: Windrad und Photovoltaik
Im oberbayerischen Dachau hat die Ziegelfabrik Hörl und Hartmann einen ihrer sechs Standorte. Das Herstellen von Ziegeln ist extrem energieintensiv. Geschäftsführer und Mitarbeiter sind daher ständig auf der Suche nach Innovationen, um den Betrieb so energieeffizient wie möglich zu gestalten. Doch der Start war schwierig: Vier Jahre lang kämpfte die Firma Hörl und Hartmann vor Gericht um den Bau eines Windrades – gegen Anwohner und Naturschützer. Nun steht es von Frühjahr bis Herbst während der Dämmerung still, aus Gründen des Vogel- und Fledermausschutzes.
Inzwischen reicht das Windrad, trotz Einschränkungen, zusammen mit der Photovoltaik aus, um den Strombedarf auf dem riesigen Areal komplett zu decken. Im vergangenen Jahr seien in Bayern nur sechs neue Windräder aufgebaut worden, kritisiert Matthias Hörl, Geschäftsführer von Hörl und Hartmann Ziegeltechnik. "Gleichzeitig steigen wir aus der Atom-Energie aus. Es werden jetzt in Bayern die Atomkraftwerke abgeschaltet. Gleichzeitig findet der Kohle-Ausstieg statt und von politischer Seite gibt es keinen Plan, wie die Energie kompensiert werden soll. Und dass gleichzeitig der Ausbau der erneuerbaren Energien zum Erliegen kommt, das ist ja schizophren."
Ziegelproduktion: Wechsel von Öl auf Erdgas
Matthias Hörl achtet in seiner Firma auf jedes Detail, um Energie zu sparen. Die Grube, in der der Lehm für die Ziegel abgebaut wird, ist in unmittelbarer Nähe. Die Produkte werden im Umkreis von 50 Kilometern vertrieben, um die Transportwege möglichst kurz zu halten. Von schwerem Heizöl als Brennstoff wechselte das Unternehmen am Standort Dachau auf Erdgas. Ziegel ist ein nachhaltiger heimischer Baustoff. Die Abwärme der Öfen wird zum Trocknen der Ziegel genutzt. Auch damit lässt sich der CO2-Ausstoß reduzieren.
Die Ziegelfabrik benötigt viel Erdgas und das verursacht hohe Kosten. Erdgas ist besonders schwer zu ersetzen. Eine Möglichkeit wäre Wasserstoff, aber Wasserstoff ist noch nicht in ausreichender Menge vorhanden. Andere technische Möglichkeiten sind derzeit nicht ausgereift. Die Ziegelbrenner tüfteln deshalb an neuen Konzepten.
Flüssiggas für Pistenraupen auf der Zugspitze
Auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, sollen auf knapp 3.000 Metern Höhe in naher Zukunft die Pistenraupen mit sogenannter "Power-to-gas"-Technik laufen. Schon seit einigen Jahren verzichten die Liftbetreiber auf mineralischen Diesel. Im Moment tanken sie ihre Pistenbullis mit Gas-to-liquid (GTL) – Flüssiggas, das für Klima und Umwelt wesentlich besser ist. "Ein großer Vorteil für uns ist, dass es bei kalten Temperaturen besser funktioniert, bis minus 30 Grad", erklärt Reinhard Rauch von der Zugspitz-Bahn Garmisch-Partenkirchen und fügt hinzu, "dass die Schadstoffklasse des GTL-Diesel viel niedriger ist als beim normalen Diesel".
Start-up für Wasserstoff
Im oberfränkischen Hof widmet sich ein preisgekrönter Tüftler dem Thema Energie: Andy Gradel. Er hat ein Start-up gegründet und will Unternehmen helfen, dass sie auf einen potentiellen Treibstoff der Zukunft setzen: Wasserstoff. Dieser ist fast überall einsetzbar: in der Schifffahrt genauso wie bei Trucks und anderen Großfahrzeugen.
"Es gibt zwei Wege bei uns, die wir derzeit verfolgen und beide zielen auf die Wasserstoff-Erzeugung aus Biomasse ab," erklärt Gradel, der geschäftsführende Gesellschafter bei BtX Energy. Zum einen sei das die Verwendung fester Biomasse, wie etwa Holzpellets, zum anderen "die Reformierung von Biogas auf direktem Wege. Das ist wie die Wasserstoff-Erzeugung aus Erdgas, nur auf anderem Wege eingestellt – für die direkte Nutzung von Biogas."
Der Versuchsaufbau: In eine Anlage kommt Restholz hinein. Das Gas, das beim Verbrennen entsteht, ist nicht rein. Am Ende des Vorgangs steht der innovative Teil: ein spezieller Filter, der das Holzkohle-Gas reinigt. Dieses kommt dann sauber heraus. Und daraus stellen die Erfinder dann Wasserstoff her. Dieser umweltfreundliche Prozess würde die Produktion von Wasserstoff erstmals wirtschaftlich rentabel machen.
Hoffnung auf Marktreife in drei bis vier Jahren
"Was technisch sehr herausfordernd ist, ist zum einen die Erzeugung des sauberen Gases aus Biomasse, weil es sehr belastet mit klebrigen Stoffen ist, sogenannten Teeren", erklärt Gradel. Das habe man ganz gut im Griff. Jetzt gehe es darum, den maximalen Wirkungsgrad zu erreichen. "Möglich sind 60 Prozent mit der Luftvergasung aus Holz zu erreichen. Über 50 Prozent wollen wir schaffen", sagt Gradel. Er hofft, dass seine Anlage gute Chancen hat, in drei bis vier Jahren marktreif zu sein.
Alternative Energien: Schritt für Schritt
Wasserstoff kann die Ziegel-Fabrik Hörl und Hartmann in Dachau noch nicht einsetzen. Aber sie will den Verbrauch von Erdgas reduzieren und so ein Stück mehr energieautark werden. "Auch hier werden wir in diesem Jahr einen weiteren Schritt machen, indem wir in einer Pilotanlage synthetisches Gas erzeugen – aus biogenen Reststoffen und aus diesem Restgas werden wir viel Erdgas in unseren thermischen Prozessen ersetzen", sagt Matthias Hörl.
Dachau, Garmisch, Hof: Überall in Bayern arbeiten Firmen und Tüftler mit Hochdruck daran, ihre Energie selbst zu erzeugen. Das spart Geld – und schützt Klima und Umwelt.
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