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FC-Bayern-Präsident Willi O. Hoffmann: Er schickte die Profis aufs Oktoberfest - DER SPIEGEL

Willi O. Hoffmann in typischer Pose

Willi O. Hoffmann in typischer Pose

Foto: IMAGO / Sven Simon

Den Spitznamen hat er immer mit einem gewissen Stolz getragen. »Champagner-Willi« nannten sie ihn, den Namen hatte ihm der Springer-Journalist Raimund Hinko mal verpasst, und er wurde ihn nicht mehr los, weil es vermutlich kein besseres Etikett für Willi O. Hoffmann gab.

Den langjährigen Funktionär des FC Bayern, der dort Schriftführer, Schatzmeister und Präsident war, lebensfroh zu nennen, wäre vermutlich eine Untertreibung gewesen. Hoffmann war eine barocke Figur, nicht allein seiner Leibesfülle wegen.

Bei ihm floss der Schampus tatsächlich in Strömen, er war einer, den man sich allerbestens als Figur in Helmut Dietls »Kir Royal« über die Münchner Bussi-Gesellschaft vorstellen konnte, im Edel- und Stammlokal Käfer, mit Baby Schimmerlos am Tisch. Leben und leben lassen, dazu gehörte eben auch ein guter Champagner.

Zu seinem Tod am Montag im Alter von 92 Jahren werden jetzt noch mal alle die schönen Hoffmann-Geschichten wiederbelebt, Hoffmanns Erzählungen. Wie er nach einem 0:3 der Bayern in Leverkusen die gesamte Mannschaft ins Käfer einlud, um dann die Nacht mir ihr durchzufeiern. Am frühen Morgen schwor er die Spieler darauf ein, dass sie ab sofort keine Partie mehr zu verlieren haben. Es folgten elf Spiele ohne Niederlage, die Bayern wurden Meister 1981.

Blaskapellen im Olympiastadion

Wie er einführte, dass die Bayernprofis sich jedes Jahr beim Oktoberfest blicken lassen sollten. Natürlich in Lederhose. Brauchtum war ihm wichtig, die erste Meisterschaft unter seiner Vereinsführung wurde im Stadion in Tracht gefeiert, unter seiner Präsidentschaft traten Blaskapellen im Olympiastadion auf. Bei Heimspielen setzte er gerne den Trachtenhut mit Gamsbart auf. Das »O.« für Otto in seinem Namen trug er als Reminiszenz an den bayerischen Prinzen Otto, der später König Griechenlands wurde. Patrona Bavariae.

Einer, der gerne feierte

Einer, der gerne feierte

Foto: imago sportfotodienst / imago/WEREK

1979 trat Hoffmann an die Spitze des Klubs, da war er schon ein erfahrenes Vorstandsmitglied, hatte dem Klub 16 Jahre lang als Schatzmeister zur Verfügung gestanden.

Wahrscheinlich brauchte es in dieser Situation genau so einen, der den Klub schon gut kannte, 1979 war das Krisenjahr des Klubs. Die Spieler mit Paul Breitner an der Spitze hatten da gegen den allmächtigen Vereinsboss Wilhelm Neudecker revoltiert, weil der ihnen den ungeliebten Trainer Max Merkel vorsetzen wollte. Neudecker war über so viel Majestätsbeleidigung dermaßen empört, dass er die Brocken hinwarf, die Bayern, damals auch sportlich nur gehobenes Mittelmaß, brauchten dringend einen Neuanfang. Dafür sorgte Willi O. Hoffmann.

Nicht nur der Präsident war damals neu, Hoffmann installierte den jungen Uli Hoeneß als Manager und den bisherigen Co-Trainer Pàl Csernai als Chefcoach, ab sofort wehte ein anderer Wind an der Säbener Straße. Breitner und Karl-Heinz Rummenigge hatten auf dem Platz das Sagen, Hoffmann und Hoeneß kümmerten sich um den Rest. Nach den großen Jahren mit Maier, Beckenbauer, Müller und Schwarzenbeck war der FC Bayern fast unmerklich dabei, abzurutschen.

Gleich ein 7:1 in Mönchengladbach

Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Köln waren die großen Nummern in Deutschland. Das konnten Hoffmann und der vor Ehrgeiz berstende Hoeneß nicht ertragen. Sie stellten den Klub auf neue Füße, sportlich, wirtschaftlich, gesellschaftlich. Ab sofort wurde der FC Bayern der große FC Bayern. Im Grunde ist er es bis heute geblieben. Man kann Hoffmann als Erfinder des »Mia san mia« bezeichnen, ein Vorreiter des Edmund-Stoiber-Ideals von Laptop und Lederhose.

Willi O. Hoffmann und Uli Hoeneß

Willi O. Hoffmann und Uli Hoeneß

Foto: IMAGO / WEREK

Das erste Spiel nach dem großen Umsturz spielten die Bayern ausgerechnet in Mönchengladbach, dem großen Rivalen dieses Jahrzehnts. Die Bayern gewannen am Bökelberg 7:1, schon zur Pause stand es 5:1. Anschließend gab es die erste Partynacht im Käfer.

Hoffmann war sechs Jahre Präsident, als er das Amt antrat, war der FC Bayern noch verschuldet. Das änderte sich mit dem Verkauf Rummenigges an Inter Mailand, danach war die Bilanz im Plus. Es begann der Aufbau des berühmten Festgeldkontos, mit dem die Bayern noch heute wuchern.

Aber Hoffmann kümmerte sich auch um andere Dinge: Die Basketball-Abteilung wollte er groß machen, eine Anregung, die Hoeneß erst Jahrzehnte später im großen Stil wieder aufgriff, er förderte die Schachabteilung, die Weihnachtsfeier wurde zum gesellschaftlichen Event aufgepeppt mit Udo Jürgens, Al Martino und Hugo Strassers Tanzorchester.

Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt holte er als Vereinsarzt an Bord, Markus Hörwick machte er zum Pressesprecher, zwei Figuren, die von da an über Jahrzehnte für den Aufstieg des Klubs stehen sollten.

Er wollte die Bundesliga zur Super League machen

Dass Hoffmann schon 1984 in einem SPIEGEL-Interview darüber fabulierte, dass die Bundesliga nach US-Vorbild völlig neu strukturiert werden müsse, ohne Auf- und Absteiger, ein Closed Shop mit maximal 14 Klubs, die als Aktiengesellschaften organisiert sind, bleibt auch in Erinnerung. Dazu passt seine Vision, die Bayern zum deutschen Real Madrid machen zu wollen. Hoffmann wollte Michel Platini und Bernd Schuster nach München transferieren, es wurde dann immerhin Lothar Matthäus.

Hoffmann trinkt aus dem DFB-Pokal, natürlich im Käfer

Hoffmann trinkt aus dem DFB-Pokal, natürlich im Käfer

Foto: IMAGO / WEREK

1985 war Schluss mit dem strömenden Schampus, mit der Party, mit den Nächten im Käfer – Hoffmann, der mit Immobiliengeschäften seinen Lebensstil inklusive Villa in Bogenhausen finanziert hatte, war beruflich in Schieflage geraten. Er hatte sich übernommen, musste mehrere Hotels, die er erworben hatte, wieder abgeben und schließlich Konkurs anmelden. Die Bayern wurden immer erfolgreicher, der Präsident hingegen stürzte finanziell ab. Am 9. Oktober 1985 legte er schwer angeschlagen das Amt des Vereinspräsidenten nieder.

So richtig auf die Beine kam Hoffmann auch danach nicht mehr, er hantierte mit windigen Bauherrenmodellen und wurde 1991 zunächst zu einer Geldstrafe, später dann wegen Steuerhinterziehung zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Sozusagen die Kehrseite des Münchner Bussi-Modells, bei der man nicht so genau hinguckt, wie welche Geschäfte zustande kamen, solange der Laden läuft und die Champagnerflasche entkorkt wird.

»Fußball ist wie Musik«, hat Hoffmann dem Kicker bei einem Treffen vor ein paar Jahren mal erzählt. Und manchmal ist Fußball auch wie Champagner.

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