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Weltmeister von 1954: Nachlass von Horst Eckel wird versteigert - DER SPIEGEL

Der Original-Spielerpass: Horst Eckel war der jüngste Weltmeister von 1954

Der Original-Spielerpass: Horst Eckel war der jüngste Weltmeister von 1954

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Horst Eckel zählte nicht zu den Hauptfiguren in dem viel besungenen »Wunder von Bern«. Wichtigster Erzähler des sensationellen 3:2-Siegs im WM-Finale 1954 gegen Ungarn war zweifellos Kapitän Fritz Walter, der in seinen vielen Büchern und Medien den größten Mythos der deutschen Fußballgeschichte beschwor. Bis zu seinem Tod 1977 prägte auch Bundestrainer Sepp Herberger, genannt »der Chef«, wesentlich die Erinnerung an diesen verregneten 4. Juli 1954.

Aber Eckel, der mit damals 22 Jahren der jüngste deutsche Spieler im Finale war, überlebte alle Mannschaftskollegen aus dem Wankdorf-Stadion. Zugleich sammelte der rechte Läufer, der einer von fünf Weltmeistern aus Kaiserslautern war und auf 32 Länderspiele kam, diejenigen Dinge, die an dieses Sportwunder erinnern.

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Am 19. November, also kein Jahr nach Eckels Tod im vergangenen Dezember, soll der Nachlass Eckels nun in Mannheim versteigert werden, wie der SPIEGEL vorab erfahren hat. Es handele sich um die »umfangreichste Sammlung eines Spielers seiner Ära«, schreibt Auktionator Wolfgang Fuhr in dem Vorwort des Kataloges. Und weil ihm bewusst ist, dass der Verkauf des nationalen Fußballerbes auf Kritik stoßen könnte, wirbt er um Verständnis für die Entscheidung der Familie Eckel.

Diese habe, schreibt Fuhr, sich nur »unter großen Bedenken« zur Auktion entschlossen. Der Grund: »Der Erlös dieser Sammlung kommt komplett der Sicherung der langfristigen Pflege der Weltmeisterwitwe Hannelore Eckel zugute.« Es war, so Fuhr, Horst Eckels ausdrücklicher Wunsch, dass seine schwer erkrankte Frau, mit der er 64 Jahre verheiratet war, niemals in ein Heim kommen soll.

243 Exponate für mindestens 280.000 Euro

Bei der Auktion droht das Szenario, dass dieses Konvolut nun gesprengt wird. Dass die einzelnen Stücke in alle Winde verstreut werden, so wie es einst im Fall des Nachlasses von Fritz Walter geschah. Es sei denn, es findet sich ein Bieter, der bereit ist, am 9. November in einer vorgeschalteten Privatauktion sämtliche 243 Stücke mit einem Schlag zu erwerben. Dafür hat Auktionator Fuhr einen Preis in Höhe von mindestens 280.000 Euro aufgerufen.

Der Startpreis orientiere sich an der Summe von 250.000 Euro, die 2019 für die Fragmente der Fritz-Walter-Sammlung gezahlt worden seien, heißt es in dem Katalog. Im Falle des Nachlasses des DFB-Kapitäns hätten »allerdings schon die wesentlichen Kernstücke« gefehlt, nämlich »das Endspieltrikot und die Siegermedaille 1954«.

Das ist bei Eckel anders. Für das Trikot mit der Nummer Sechs, das der Läufer im WM-Finale trug, sowie die verblichene Hose und die Stutzen ruft das Auktionshaus allein 35.000 Euro auf. Noch hängen die Textilien in einer Vitrine des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund – Eckel hatte sie, so das Auktionshaus, per Leihvertrag bis 2025 dem Museum überlassen. Da diese Dinge nach dem Tod Eckels jedoch in den Besitz seiner Ehefrau Hannelore übergegangen seien, könne ein außerordentliches Kündigungsrecht bestehen und die Exponate vorzeitig aus dem Museum verschwinden.

Die weiteren Prunkstücke des Versteigerungskataloges: Die signierten Stollenschuhe Modell »Argentina«, welche der Schuster Adi Dassler Eckel im Jahre 1953 maßanfertigte und die der Weltmeister auch im WM-Finale 1954 trug (Startpreis: 12.500 Euro); die Siegermedaille des Fußball-Weltverbands Fifa für die Sieger von 1954 (Startpreis: 35.000 Euro); eine Siegernadel vom DFB für die Weltmeister (Startpreis: 2.000 Euro); die »Siegeruhr«, die Bundestrainer Herberger für seine Spieler anfertigen ließ (Startpreis: 1.500 Euro); ein Ball von der WM 1958 in Schweden, den sich Eckel von seinen Kollegen signieren ließ (Startpreis: 4.500 Euro).

Ein Beleg der deutschen Fußballgeschichte

Die Sammlung enthält aber auch einen Teil der Präsente, die Eckel wie seine Mannschaftskollegen nach dem Wunder von Bern erhielten. Etwa einen Lederkoffer, den ihnen Bundesinnenminister Gerhard Schröder als Geschenk überreichte (Startpreis: 1.000 Euro). Oder den Kühlschrank Marke »Frigor« der Firma Wolfenhöfer, die Fritz Walter im Auftrag der Firma an alle Weltmeister verteilte (Startpreis: 600 Euro).

Es können auch Fotoalben ersteigert werden

Es können auch Fotoalben ersteigert werden

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Hinzu kommen viele Ehrengaben, die Eckel für seine Meistertitel 1951 und 1953 mit dem 1. FC Kaiserslautern erhielt, auch Autogrammkarten, Teilnahmemedaillen, Ehrenmedaillen des DFB, Fotoalben, Wimpel und Geschenke aller Art. Die 243 Stücke dieser Versteigerung sind eine beeindruckende Reise durch die deutsche Fußballgeschichte.

Zuletzt sind die Preise für hochwertige Sportmemorabilia auf dem internationalen Markt förmlich explodiert. So wurden bei Sotheby's zuletzt über acht Millionen Euro für das Trikot gezahlt, das Diego Maradona im WM-Viertelfinale 1986 gegen England trug. Im November wird man sehen, was Sammlern dieser einzigartige Nachlass deutscher Fußballgeschichte wert ist.

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