Stand: 18.10.2022 13:54 Uhr
Mit ihrem Auftritt ohne Kopftuch hat die iranische Klettermeisterin Rekabi für Aufsehen gesorgt. Nun wachsen Sorgen um ihre Sicherheit. Berichten zufolge wurden ihr Pass und ihr Handy beschlagnahmt. Nach Botschaftsangaben ist sie auf dem Weg in den Iran.
Weltweit sorgen sich Menschen um die iranische Klettermeisterin Elnas Rekabi. Die 33-Jährige soll sich laut Medienberichten auf dem Weg zurück in ihr Heimatland befinden. Ihr Pass und Mobiltelefon sollen Berichten der BBC zufolge beschlagnahmt worden sein - in sozialen Medien war auch von einer Festnahme die Rede.
Die iranische Botschaft in Seoul wies diese Berichte kategorisch zurück. Rekabi und ihr Team würden wie geplant am Dienstag wieder nach Teheran zurückfliegen.
Menschenrechtsgruppen: Iran erzwingt Geständnisse
Rekabi hatte im Finale der Asienmeisterschaft in Seoul das für iranische Sportlerinnen obligatorische Kopftuch abgenommen. Dies wurde als Zeichen ihrer Solidarität mit der Frauenbewegung im Iran und den Protesten gegen den Kopftuchzwang gesehen.
In einer Instagram-Story eines Accounts, der Rekabi zugeschrieben wird, entschuldigte sich die Sportlerin später jedoch dafür, kein Kopftuch getragen zu haben. "Durch ein unpassendes Timing und einen unvorhersehbaren Aufruf zum Klettern" habe sie das Kopftuch unabsichtlich nicht getragen. Aufnahmen von der Veranstaltung in Seoul zeigten sie aber entspannt, bevor sie kletterte. "Zurzeit bin ich mit dem Team auf dem Weg in den Iran, gemäß dem vorher vereinbarten Zeitplan."
Beobachter deuteten die Entschuldigung als erzwungene Stellungnahme. Die iranischen Behörden üben regelmäßig Druck auf Aktivisten im In- und Ausland aus. Auch im Staatsfernsehen werden ähnliche Entschuldigungen veröffentlicht, die von Menschenrechtsgruppen als erzwungene Geständnisse kritisiert werden.
BBC: Rekabis Flug wurde laut Quelle vorverlegt
Der persische Dienst der BBC, der umfassende Kontakte in den Iran hat, wenngleich er dort nicht senden darf, zitierte eine ungenannte "informierte Quelle", nach der Vertreter des Iran nach dem Auftritt sowohl Rekabis Handy als auch ihren Pass beschlagnahmten.
Nach Angaben der iranischen Botschaft in Südkorea flog die Sportlerin am Dienstagmorgen aus Seoul ab. Die BBC berichtete, ursprünglich sei die Abreise für Mittwoch vorgesehen gewesen, jedoch unerwartet vorverlegt worden. Laut BBC-Reporterin Rana Rahimpour besteht die Sorge, dass Rekabi nach ihrer Rückkehr in den Iran direkt ins Gefängnis gebracht wird.
Der internationale Sportkletter-Weltverband (IFSC) hat nach eigenen Angaben Kontakt zu Rekabi und beobachtet demnach den Fall. "Soweit wir wissen, kehrt sie in den Iran zurück, und wir werden die Entwicklung der Lage nach ihrer Ankunft weiter verfolgen", hieß es in einer Stellungnahme.
Mehrere prominente Sportler unterstützen Proteste
In der Nacht zum Dienstag strömten zahlreiche Iraner zum Hauptstadtflughafen in Teheran, um Rekabi als neue Heldin der Frauenproteste zu feiern. Doch die Straßen zum Flughafen waren in der Nacht abgeriegelt, nur Personen mit einem gültigen Flugticket erlaubte die Polizei die Weiterfahrt. Diese Angaben wurden von den iranischen Behörden noch nicht bestätigt.
Beobachter rechnen mit einem Ausschluss Rekabis aus der Nationalmannschaft und einem Ausreiseverbot. Kritiker des Systems fürchten, dass Rekabi festgenommen und eingeschüchtert wurde.
Seit Ausbruch der landesweiten Proteste haben bereits mehrere prominente Sportler - unter ihnen auch die ehemaligen Fußballprofis Ali Daei, Ali Karimi und Mehdi Mahdavikia - das System wegen der Unterdrückung der Frauenproteste kritisiert und ihre Solidarität mit den Demonstranten verkündet.
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