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Schach: Hans Niemann verklagt Weltmeister Magnus Carlsen wegen Betrugsvorwürfen - DER SPIEGEL

Carlsen (l.) und Niemann im September 2022

Carlsen (l.) und Niemann im September 2022

Foto: Crystal Fuller / dpa

Die Schachwelt wird von der Fehde schon seit Wochen in Atem gehalten. Jetzt beschäftigt sie auch die Gerichte. Nach Betrugsvorwürfen des fünffachen Schach-Weltmeisters Magnus Carlsen hat der junge US-Spieler Hans Niemann den Norweger verklagt.

Niemann verlangt in der am Donnerstag bei einem Gericht im US-Bundesstaat Missouri eingereichten Klage 100 Millionen Dollar (102 Millionen Euro) Schadensersatz von Carlsen sowie von Carlsens Firma Play Magnus und den beiden US-Schachspielern Danny Rensch und Hikaru Nakamura. Er wirft ihnen Verleumdung und üble Nachrede sowie geheime Absprachen vor, um seinen Ruf und seine Existenz zu zerstören.

Carlsen hatte sich Anfang September von einem Schachturnier in den USA zurückgezogen, nachdem Niemann ihn dort geschlagen hatte. Zwei Wochen später brach Carlsen ein Spiel gegen Niemann bei einem Online-Schachturnier nach nur einem Zug ab. Ende September äußerte der 31-Jährige dann erstmals konkrete Betrugsvorwürfe gegen den 19-jährigen Niemann. Carlsen erklärte, Niemann habe mehr betrogen als er zugegeben habe – auch noch in letzter Zeit.

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    Niemann hatte in der Vergangenheit zugegeben, bei Online-Schachturnieren zwei Mal betrogen zu haben – einmal im Alter von zwölf und einmal im Alter von 16 Jahren. Niemann versicherte aber, dass er niemals bei einem Präsenz-Turnier betrogen habe. Er bot sogar an, nackt zu spielen, damit Tricksereien ausgeschlossen werden könnten.

    Anfang September untersagte die Schach-Website chess.com Niemann, die Plattform weiter zu nutzen, weil er bei chess.com »wahrscheinlich in mehr als 100 Online-Schachpartien« geschummelt habe.

    Angeblich »falsche Betrugsvorwürfe« in stundenlangen Live-Videos

    In seiner Klage wirft Niemann dem Norweger Carlsen und den US-Spielern Rensch und Nakamura vor, seinem Ruf und seiner Karriere »verheerenden Schaden« zugefügt zu haben. Nach Niemanns Sieg beim Sinquefield Cup in Missouri habe Carlsen sich »bösartig« revanchiert, »indem er Niemann ohne Beweise fälschlicherweise beschuldigte, während ihres Präsenzspiels irgendwie betrogen zu haben«, heißt es in der Klage.

    Chess.com habe Niemann von seiner Website und allen zukünftigen Veranstaltungen ausgeschlossen, »um Carlsens unbegründeten und verleumderischen Betrugsvorwürfen Glaubwürdigkeit zu verleihen«. Der Schach-Streamer Nakamura habe Carlsens »falsche Betrugsvorwürfe« in stundenlangen Live-Videos »verstärkt«.

    Niemann deutet in seiner Klage zudem an, dass seine Sperre bei chess.com unter dem Druck Carlsens erfolgte, dessen Firma Play Magnus gerade für 83 Millionen Dollar von chess.com übernommen wird. Carlsen gehe als »König des Schachs« davon aus, »dass er beim Schach machen kann, was er will, und dass er damit durchkommt«, kritisiert Niemann.

    jok/AFP

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