Neuer Skandal im Reitsport. Durch eine knapp zweijährige Recherche ist es dem Team von "RTL Extra" und Investigativ-Journalist Günter Wallraff gelungen, den Einsatz unerlaubter Trainingsmethoden im Reitsport sowie Verstöße gegen das Tierschutzgesetz offenzulegen.
Im Mittelpunkt der Enthüllungen steht der deutsche Reitstar Ludger Beerbaum. "RTL Extra" strahlte die erschreckenden Ergebnisse am 11. Januar aus. Einen Auszug dieser Bilder sehen Sie oben im Video.
Exklusive Videoaufnahmen zeigen Schläge gegen Pferd
Viermal Olympia-Gold, zwei WM-Titel und zahlreiche weitere Auszeichnungen – Ludger Beerbaum ist einer der erfolgreichsten Springreiter der Welt. Mit seinem Unternehmen "Ludger Beerbaum Stables" in Riesenbeck hat er sich ein Imperium des Reitsports aufgebaut. Auf dem Hof kommt es jedoch augenscheinlich zu Verstößen gegen den Tierschutz.
"RTL Extra" liegen exklusive Videoaufnahmen einer Insiderin und engen Vertrauten Beerbaums vor, die dies nahelegen. Darauf zu sehen: Ludger Beerbaum, der mit seinem Pferd über ein Hindernis springt, während ein Mitarbeiter mit einer Stange an die Vorderbeine des Tieres schlägt. Diese als "Barren" bekannte Methode stellt einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar und ist auch laut der Statuten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in dieser Form verboten.
Durch den Schlag soll das Pferd auf schmerzhafte Weise lernen, die Vorderbeine höher anzuziehen und das Berühren der Hindernisstangen zu vermeiden. Zulässig ist laut FN allerdings das sogenannte "Touchieren", eine abgeschwächte Form des Barrens, bei der das Pferd nur durch Halten oder auch Berühren einer weiteren Stange zum höheren Sprung aufgefordert werden soll. In jedem Fall darf nicht so zugeschlagen werden.
Undercover-Reporterin: "Schmerzen für das Tier sind unerträglich"
Maximilian Pick, Gutachter für Tierschutz und Fachtierarzt, kommt bei der Begutachtung des vorliegenden Materials zu dem Ergebnis, dass die Pferde in diesem Fall eindeutig gebarrt und nicht touchiert werden. Auffällig ist zudem das Regelwerk der FN, das nur zwischen dem verbotenen "Barren" im Sinne eines aktiven Zuschlagens und dem "Touchieren" als Berührung unterscheidet.
Welchen Wert hat das Wohl der Pferde auf dem Hof Ludger Beerbaums? Wird das Leid der Tiere um des Erfolges und des Geldes willen, billigend in Kauf genommen? Die "Extra"-Reporterin Sina Meyer geht auf Spurensuche und schlüpft für ihre Recherchen Undercover in die Rolle einer Praktikantin im Marketing des Pferdemoguls. Als Angestellte will die Reporterin selbst Zeugin dieser verbotenen Trainingsmethoden werden. Sie entdeckt neben mehrkantigen Holzstangen, die so laut der Insiderin für die verbotene Trainingsmethode zum Einsatz kommen, weitere verbotene Stangen mit verdächtigen Spitzen, die sie so nicht zuordnen kann.
"Die Schmerzen, die dem Tier durch das Barren zugefügt werden, sind unerträglich. Die Akteure des Springsports verdienen teilweise Millionen mit diesen Pferden. Auch knapp 30 Jahre nach dem Barr-Skandal der 90er wurde es augenscheinlich nicht geschafft, das Schlagen der Tiere aus diesem Sport zu verbannen", sagt die "RTL Extra"-Reporterin: "Ich hoffe, dass unsere Recherchen den Druck auf die Verantwortlichen erhöhen und die Tiere zukünftig besser geschützt werden."
Zu allen Vorwürfen, die Springreiter Ludger Beerbaum betreffen, hat das Team von "RTL Extra" um Stellungnahme gebeten, erhielt jedoch keine Antworten.
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