Im ersten Zorn verspürte Mats Hummels wenig Lust auf gängige Durchhalteparolen. Ähnlich wie seine Mitspieler wirkte der Dortmunder Abwehrchef nach dem 1:2 (1:1) im „Endspiel“ um Europa gegen Eintracht Frankfurt fassungslos. Angesichts der wachsenden Gewissheit, dass der BVB erstmals seit 2015 nicht zum Kreis der kontinentalen Fußball-Elite gehören dürfte, klang der einstige Weltmeister nach Kapitulation: „Nicht die Champions League zu erreichen, wäre sportlich und finanziell eine Katastrophe. Wir sind jetzt nah dran und haben uns leider ein großes Loch gegraben.“
Der späte Knockout nach dem Treffer von Eintracht-Torjäger André Silva (87.) nahm den Dortmundern bei nun sieben Punkten Rückstand auf den Tabellenvierten aus Frankfurt fast alle Hoffnungen auf ein versöhnliches Saisonfinale. Auch Nationalspieler Emre Can machte aus seinem Frust keinen Hehl: „Ich habe keinen Bock, in der Europa League zu spielen. Ich will Champions League spielen.“
Zumindest in dieser Saison haben die Dortmunder noch Gelegenheit dazu. Doch als Mutmacher für das Viertelfinal-Hinspiel am Dienstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League sowie bei DAZN) bei Manchester City taugte das Duell mit Frankfurt wahrlich nicht. Daran konnte auch der zwischenzeitliche Ausgleich durch Hummels (45.) nichts ändern. Vor allem in der zweiten Halbzeit blieben selbst beste Konterchancen wegen fahriger Abspiele reihenweise ungenutzt. „Natürlich geben wir nicht auf, aber wir sind nun weit hinten dran“, kommentierte Sportdirektor Michael Zorc.
Was wird aus Sancho und Haaland?
Ohne neuerliche Champions-League-Teilnahme dürfte die Kaderplanung für die kommende Saison bescheidener ausfallen: „Logischerweise hat das finanzielle Konsequenzen, und es kann sein, dass man einen nicht kaufen kann, den man haben will und einen verkaufen muss, den man halten will“, mutmaßte Hummels. Spekulationen über den Verkauf von Stars wie Jadon Sancho und auch Erling Haaland in diesem Sommer dürften sich nun noch verstärken. Jüngste Medienberichte aus Spanien über ein Treffen zwischen Haalands Vater Alf-Inge und Berater Mino Raiola mit Barça-Präsident Joan Laporta sorgten bereits in den vergangenen Tagen für Aufregung.
Anders als beim BVB herrschte bei den Gästen Hochstimmung. „Ich habe von der ersten Minute an gesehen, dass wir nicht umsonst auf Rang vier stehen“, schwärmte Adi Hütter. Der Trainer hatten allen Grund, stolz zu sein. Nie zuvor hatte die Eintracht nach 27 Spielen 50 Punkte. „Wir haben nicht nur mit der Aufstellung gezeigt, dass wir mutig sind, sondern wir haben auch so gespielt. Wir haben eine historische Chance“, sagte Hütter.
Zudem ging eine Serie von neun Niederlagen in Serie beim BVB zu Ende. „So habe ich die Jungs in Dortmund noch nie spielen sehen. Angesichts der Tatsache, dass die Borussia jetzt sieben Punkt hinter uns liegt, war das ein ganz großer Sieg“, befand Sportvorstand Fredi Bobic.
Dass die Frankfurter beim Führungstreffer des Dortmunders Nico Schulz (11.) zum bereits sechsten Mal in dieser Saison Nutznießer eines Eigentores waren, konnte deren Freude über den Coup nicht schmälern. „Ob es verdient war, will ich nicht unbedingt sagen. Aber es ist umso schöner, wenn man kurz vor Schluss trifft“, kommentierte der ehemalige Dortmunder Sebastian Rode. In erster Vorfreude auf die Champions League gab der Mittelfeldspieler die Devise für den Saison-Endspurt aus: „Der Traum lebt. Aber sieben Spiele sind noch eine Menge. Jetzt gilt es, auf Biegen und Brechen durchzuhalten.“
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